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Doro Pesch singt den Schlossgeist herbei
Doro Pesch und ihre Jungs heizten den Metal-Fans auf Burg Wertheim ein.
Foto: Manu Fischer | Doro Pesch und ihre Jungs heizten den Metal-Fans auf Burg Wertheim ein.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:38 Uhr

Blonde lange Haare, die Kurven knackig verpackt, unglaublich sympathisch – Traumfrau? Nun, Dorothee Pesch ist's für viele Generationen Heavy-Metal-Fans nun schon, wohlgemerkt für Männer wie Frauen. Denn diese Blondine ist auch Kumpel, ein Kumpel, dem man es abnimmt, wenn er ins Publikum ruft: „Ihr seid mein Leben.“ 35 Jahre Doro, die Warlock-Zeit mal mit reingepackt – das Jubiläum feiert die Düsseldorferin auf der Burg Wertheim mit einem Hit-Feuerwerk. Und mancher Überraschung.

Ein schöneres Fleckchen als die Ruine hoch über dem Städtle hätte sich Doro aber auch kaum aussuchen können. Da können sich die dunklen Regenwolken noch so bedrohlich über die Zinnen schieben, hier wird schon der steile Weg hinauf über die unzähligen Treppen zum Ziel. Rock im historischen Gemäuer, das hat was. Und so tummeln sich unter den gut 1500 Besuchern längst nicht nur eingefleischte Metal-Fans. Das Ambiente lockt Musikfreunde aller Couleur. Da hupft ein neongelber Hut ebenso herum wie ein knallrotes Top – einmal steckt ein Herr darunter, einmal eine Frau darin. Die Farbpalette umfasst weit mehr als metallisches Schwarz.

Auch als Entertainerin gut drauf

So erklärt sich vielleicht auch, dass beim „Earthshaker Rock“ nicht gleich jede Hand nach oben geht, um eine Pommesgabel oder auch einfach nur eine Faust zu formen. Doch Doro ist eine der wenigen Metal-Queens, die auch Entertainerin ist. Genauso gut könnte sie am All-In-Hotelpool auch noch den letzten Faulenzer zum Club-Tanz animieren. Und wenn dann schon die zweite Nummer („I rule the Ruins“) zum Motto des Abends wird, dann hat die 1,55 Meter kleine Rockerin mal wieder alles richtig gemacht. Altes („Burning the Witches“) wird ebenso abgefeiert wie etwas Neueres („Raise your Fist in the Air“). Und zur Belohnung bekommt das mitgehfreudige Publikum glatt noch einen seltener gespielten Song: „True as Steel“.

Doro und ihre vier Jungs sind ein eingeschworenes Team, mogeln problemlos auch mal eine Unstimmigkeit über den musikalischen Fahrplan weg. Und wenn dann die deutschsprachige Über-Ballade „Für immer“ beinahe wie ein Schlossgeist durchs alte Gemäuer schleicht, spitzt sogar der Mond mal durch die Wolken und verordnet dem dezenten Dauerregen eine kurze Pause. Und sogar das etwas zu episch geratene Drum-Solo samt Bandvorstellung sei verziehen.

Finale aus der Schatz-Schatulle

Wie gut Doro Pesch an diesem nasswarmen Sommerabend drauf ist, demonstriert sie nach ihrem bekanntesten Hit „All we are“: Munteres Lieder-Wünschen und es wirkt authentisch. Dass „Metalracer“ dabei ist, mag noch verkapptes Normal-Programm sein, „Herzblut“ ist schon eher Rarität – und der Judas-Priest-Klassiker „Breaking the Law“ kommt spürbar von Herzen. Die Überraschung schlechthin jedoch: „Love me in Black“ als finale Zugabe. Der vielleicht intensivste Doro-Song bleibt nämlich völlig zu Unrecht meist in der Schatz-Schatulle.

Da applaudieren dann auch vom Burgfried aus vier Würzburger Jungs: Die Musiker von Null DB haben zwei Stunden zuvor selbst noch gestanden, wo Doro sich nun durch das Gedränge hindurch auf den Weg zu ihnen Richtung „Backstage“-Bereich macht. Kurzfristig eingesprungen für die krankheitsbedingt ausgefallenen Bloodflowerz heizte das Quartett mit „Endzeit“-Metal nämlich schon mal tüchtig für Doro ein.

 
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