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DOCTOR STRANGE:
Doctor Strange: Sherlock wird zum Superhelden
Von unserem Mitarbeiter Martin Schwickert
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:20 Uhr

Sein Name ist Strange, Doctor Strange. So viel Zeit muss sein, auch wenn man als frisch gebackener Superheld zum ersten Mal einem Bösewicht gegenüber steht. Schließlich war er einmal der beste Neurochirurg in New York, verdiente das ganz große Geld, bis er mit seinem Lamborghini einen verhängnisvollen Unfall baute, der dem Leben in Saus und Braus ein abruptes Ende setzte. Eine Nervenverletzung lässt die Hände fortan zittern, so dass er kein Skalpell halten kann.

Nicht mit dem Aufstieg, sondern mit dem Fall des Helden beginnt Scott Derricksons „Doctor Strange“ – die neueste Comic-Verfilmung der Marvel-Studios. Spinnenbisse („Spider-Man“), genetische Manipulation („X-Men“/„Captain America“), High-Tech-Anzüge („Iron Man“) oder schlicht göttliche Kräfte („Thor“) sind in der Marvel-Welt normalerweise die Quelle übernatürlicher Superheldenkräfte.

Das Kloster in Nepal

Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) hingegen muss sich seinen Weltenretterstatus hart erarbeiten. Wie bei seinem Kollegen Tony Stark ist auch bei dieser Figur Arroganz die hervorstechende Eigenschaft. Aber im Gegensatz zu „Iron Man“, wo der Sarkasmus des Helden zum Unterhaltungswert gehört, muss Doc Strange zuerst einmal die eigene Selbstbezogenheit überwinden.

Weil die westliche Schulmedizin ihm nicht mehr weiterhelfen kann, landet der gescheiterte Chirurg vor der Tür eines Klosters in Nepal. Dort verspricht die „Älteste“ (Tilda Swinton) Heilung, sofern sich der Patient einem rigiden fernöstlichen Selbsterfahrungtraining unterwirft, das nicht nur Körper und Geist in Einklang bringen, sondern dem gelehrigen Schüler auch mystische Zauberkräfte verleihen soll. Damit hofft Strange, die eigene Krankheit zu besiegen, aber seine Lehrmeisterin hat Größeres mit ihm vor. Der Bösewicht Kaecilius (Mads Mikkelsen) ist selbst bei der „Ältesten“ in die Lehre gegangen, paktiert aber nun mit den dunklen Mächten, um sich und seine Mitkämpfer unsterblich zu machen. Für den Zaubernovizen Strange ist der abtrünnige Finsterling eine echte Herausforderung, denn Kaecilius kann mit ein paar Handbewegungen eine ganze Großstadtkulisse zusammenfalten, drehen und wenden, wie es ihm gerade passt.

Wer die Bilder von M.C. Escher oder Christopher Nolans „Inception“ kennt, kann sich die optischen Labyrinthe vorstellen, die in feinstem 3D auf die Leinwand gezaubert werden. Das ist doch einmal eine gelungene Abwechslung zu der dumpfen Zerstörungswut, mit der die Schlachten zwischen Gut und Böse normalerweise in dem Genre ausgetragen werden.

Der besondere Kick

Überhaupt entfaltet „Doctor Strange“ durchaus innovatives Potenzial in der Welt, die die Produktionsfirma unbescheiden das „Marvel Cinematic Universe“ nennt. Ihren besonderen Kick bekommt diese Comic-Adaption durch den fernöstlichen Mystizismus, der der Angelegenheit ein etwas beweglicheres, philosophisches Fundament verschafft und den Weg für clevere Hokuspokus-Einlagen ebnet, in denen die Grenzen von Raum und Zeit durchlässig werden. Deutlich spürt man hier den Geist der wilden Sechziger, der schon durch die Comicvorlage von Steve Ditko und Stan Lee von 1963 wehte. Und so sehen die ersten außerkörperlichen Erfahrungen des Doctor Strange wie cineastische LSD-Trips aus – ohne gesundheitliche Folgeschäden.

Hinzu kommt die hervorragende Besetzung mit Cumberbatch, der hier an seine „Sherlock“-Erfahrungen anknüpfen kann, und der immer fabelhaften Tilda Swinton, die als kahl geschorene Meisterin noch einmal ihre androgyne Strahlkraft entfaltet. Beide verleihen ihren Figuren Intelligenz und Charisma, die weit über die Drehbuchvorgaben hinaus gehen. Mit „Doctor Strange“ haben die Marvel-Studios eine interessante, aber auch dringend notwendige Erweiterung ihres Heldenarsenals vorgenommen: • • • • ο

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