Im „Don Giovanni“ geht es ordentlich zur Sache. Liegt es an der Kammerorchestergröße des „Irish Chamber Orchestra“, obwohl selbstbewusst aufspielend, dass die Dramatik zeitweise auf der Strecke bleibt? Oder am Raumklang des Kaisersaals? Das Können der Künstler auf der Bühne steht außer Zweifel. Auch die Qualität des Dirigats, mit dem Jörg Widmann kraftvoll und akzentuiert durch die Ouvertüre der Mozart-Oper führt. Trotzdem ist die Spannung zwischen irdischen Verfehlungen und dem mahnenden Ruf aus der Ewigkeit, die die Oper so intensiv behandelt, nicht klar abgegrenzt zu erkennen.
Die darauf folgende Bläser-Serenade hat es leichter. Zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotte und zwei Hörner gehen in dem Mozart?schen c-Moll-Werk (KV 388) vollkommen auf. Im Andante schmiegen sie sich schwermütig aneinander, auch im Menuett vermitteln sie Tristesse und Schatten, bevor sie sich im Ausklangs-Allegro in heftige, ja beinahe grelle Bewegungen schwingen.
Zu Herausforderung und spannendem Hörgenuss wird Widmanns „Versuch über die Fuge für Sopran, Oboe und Kammerorchester“. Für ihn heißt Aufklärung Klarwerden. Im Klarwerden über musikalische Zusammenhänge dechiffriert er in seiner Komposition beeindruckend die Kräfte, die die Welt zusammenhalten. Statt der angekündigten Mojca Erdmann übernimmt Sarah Maria Sun den Sopranpart. Allerdings setzt sie sich mit ihren in abstrakten Linien gesungenen alttestamentarischen Texten (oder liegt es wieder am Raum?) nicht immer gegen die Wucht des Orchesters durch.
Von dort gibt es gezupfte, gehämmerte, gestrichene, geklopfte, quietschende Tonfolgen. Die Streicher brummen und peitschen mit ihren Bögen, fallen zurück ins pianissimo. Die Oboe, von Dan Bates, erster Oboist des Orchesters, mischt sich mit lang gezogenen Tönen ein. Das gesamte Werk verströmt sakrale Stimmungen, die das Publikum mucksmäuschenstill verfolgt und heftig beklatscht.
Mit der „Schottischen“ Sinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy endet das offizielle Programm. Eindringlich, leidenschaftlich im ersten, gelöst, innig, schwärmerisch und gefühlvoll im dritten Satz, präsentiert sich das Orchester, bevor einige Musiker mit der Arie der Musette „Quando m?en vo?“ aus Puccinis „La Boheme“ ihren Dirigenten mit einem instrumentalen Geburtstagsgruß überraschen.
Im Anschluss gibt es zum zweiten Mal das neue Format des Mozartfests: „Nachklänge im Echoraum“ – diesmal im Fürstensaal der Residenz. Hier haben die Zuhörer des vorhergegangenen musikalischen Konzerterlebnisses die Möglichkeit zu einer meditativen Nachbetrachtung mit dem Lassus-Quartett und Werken unter anderem von Mendelssohn und Mozart.