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BADEN-BADEN
Dirigent und Komponist von Weltruf: Pierre Boulez starb mit 90
dpa
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:52 Uhr

Als junger Mann wollte er die Opernhäuser sprengen – stattdessen hat er die Bühnen der Welt erobert: Pierre Boulez war einer der bedeutendsten Vertreter der musikalischen Avantgarde. Mit 90 Jahren ist der französische Komponist und Dirigent am Dienstagabend in Baden-Baden gestorben.

Um den am 26. März 1925 geborenen Provokateur aus Frankreich war es zuletzt ruhiger geworden. Der Komponist, Dirigent und Lehrer von Weltruf hatte schon länger gesundheitliche Probleme und hatte sich in seinen Altersruhesitz Baden-Baden zurückgezogen. In den Kurort war er immer wieder gekommen, um dem Trubel in Paris zu entfliehen.

Er hat im Laufe seines Lebens viel ausgeteilt – an tote und lebende Komponisten – und auch einiges einstecken müssen. Beirren ließ er sich bei seiner Suche nach dem Neuen aber nicht. Ravel, Strawinsky, Schönberg – das war einmal. Der Mathe-Freak und Sohn eines Stahlfabrikanten aus Montbrison im Loire-Tal entwickelte die Zwölftontechnik von Arnold Schönberg zur sogenannten seriellen Musik weiter; einer Strömung der Neuen Musik, die auf Zahlen- oder Proportionsreihen aufbaut. Die Modernität seiner Kompositionen wie „Notations“ oder „Le marteau sans maître“ („Der Hammer ohne Herr“) wird häufig als atonal, chaotisch, ungeordnet empfunden.

Boulez hat zu Beginn seiner Karriere kein Opernhaus gesprengt, dafür gängige Vorurteile – etwa über Richard Wagner. 1976 dirigierte er in Bayreuth die legendäre „Ring“-Inszenierung von Patrice Chéreau, den sogenannten Jahrhundert-Ring, mit ganz anderen Tempi: „Ich wollte bewusst mit der Tradition brechen, nie aber mit der Geschichte.“

Boulez wurde mit den Jahren poetischer, blieb sich aber auf der Suche nach dem Neuen treug. Sein Repertoire reichte von klassischer über „mikrotonale“ Musik mit Computer bis hin zu Konzerten mit Bruce Springsteen oder Frank Zappa. Er verstand sich in erster Linie als Komponist, wurde aber auch für Interpretationskunst und präzise Orchestrierungen gerühmt. Seine Weltkarriere führte ihn vom Sinfonieorchester des damaligen Südwestfunks in Baden-Baden über das BBC Symphonic Orchestra in London bis hin zum New York Philharmonic Orchestra. Er wurde mit vielen Auszeichnungen geehrt und zum 90. auch mit der Ehrenbürgerwürde von Baden-Baden.

 
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