zurück
LONDON
Die Verbrechen der Baroness Rendell of Babergh
dpa
 |  aktualisiert: 16.11.2015 15:48 Uhr

Der etwas brummelige Scotland-Yard-Ermittler Reginald Wexford machte sie berühmt: Ruth Rendell liefert Fans britischer Krimis seit gut 50 Jahren reichlich Lese- und Diskussionsstoff. Mehr als 60 Romane hat die Bestsellerautorin, die unter dem Pseudonym Barbara Vine auch Psychothriller schreibt, veröffentlicht. Am Dienstag, 17. Februar, wird sie 85 Jahre alt.

Bis vor wenigen Wochen sah es nicht danach aus, als denke die alte Dame an Ruhestand. Erst 2014 erschien ein neuer Rendell-Krimi, einen weiteren will der Hutchinson-Verlag im Herbst herausbringen. Dann die schockierende Nachricht für ihre Fans Mitte Januar: Nach einem Schlaganfall sei ihr Zustand „kritisch“. Seitdem gab es keine neuen Informationen. Wer einen Krimi von Rendell liest, bekommt stets mehr serviert als ein Verbrechen und seine Aufklärung. Die Lehrertochter konzentriert sich eher auf die Mordumstände und die seelischen Abgründe ihrer Figuren, die meistens tief sind. Inspiration holt sie sich unablässig in ihrer Umgebung: „Es ist ihr Beruf, zu beobachten, und ihre Gewohnheit, nicht auszuruhen“, hieß es über Rendell einmal im „Telegraph“.

Diese Einstellung lohnt sich: Ihre Geschichten wurden in 21 Sprachen übersetzt, viele gewannen Auszeichnungen oder wurden verfilmt, zum Beispiel „Live Flesh – Mit Haut und Haar“ unter der Regie des Spaniers Pedro Almodóvar. Ruth Barbara Grasemann, so Rendells Mädchenname, kam am 17. Februar 1930 als einziges Kind eines Lehrerpaares zur Welt und wuchs in London auf. Bereits in der Schule begeisterte sie sich fürs Schreiben. Nach dem Abschluss arbeitete Ruth Rendell für verschiedene Zeitungen, 1950 heiratete sie einen Kollegen, mit dem sie einen Sohn bekam.

Die Karriere als Journalistin musste Rendell früh wieder aufgeben, nachdem sie über das Jahresabschlussessen eines Tennisvereins geschrieben hatte, aber nicht anwesend gewesen war – und deswegen verpasst hatte, dass der Redner während der Veranstaltung starb. Am Schreiben hielt sie trotzdem fest: „Alles Liebe vom Tod“ („From Doon with Death“) hieß der erste Wexford-Krimi, den Rendell eigentlich eher zum Spaß verfasst hatte. Über einige Jahre hatte sie erfolglos Verlagen ihre Arbeiten angeboten, der schweigsame und zum Sarkasmus neigende Ermittler Wexford brachte schließlich den Durchbruch. Der Roman erschien 1964 und war gleich ein großer Erfolg.

In England wurde der glücklich verheiratete Familienvater bald so bekannt wie Sherlock Holmes und Miss Marple. Als sie gemerkt habe, dass sie eine ganze Weile mit diesem fiktiven Mann leben müsse, habe sie ihn ein bisschen netter gemacht, schrieb Rendell zu Wexfords 50. „Geburtstag“ im vergangenen Jahr. „Ich wollte, dass er gebildeter ist, liberaler, freundlicher, sensibler.“ Auf Deutsch erschien als letzter Wexford-Krimi „Was die Schatten verbergen“ (2009). In Rendells jüngstem Buch, „The Girl Next Door“, ermittelt ein anderer Kommissar. Sie widmet sich darin ausführlich dem Thema Altern. Eine deutsche Übersetzung gibt es bislang noch nicht.

Seit 1999 ist die Schriftstellerin, die der „Guardian“ als „kühl, distanziert und erschreckend intelligent“ beschreibt, verwitwet. Sie lebt in London und hat seit 1997 einen Platz im britischen Oberhaus, wo sie für die Labour-Partei sitzt. Seit ihrer Erhebung in den Adelsstand heißt sie offiziell Baroness Rendell of Babergh.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
dpa
Apoplexie
Bestsellerautoren
Kriminalromane und Thriller
Labour Party
Pedro Almodóvar Caballero
Psychothriller
Ruth Rendell
Scotland Yard
Sherlock Holmes
Verbrechen und Kriminalität
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen