Ausverkauft! Wer die Kastelruther Spatzen live und sorglos erleben will, muss sich rechtzeitig um Karten und einen Parkplatz bemühen. Das Septett aus Südtirol lockt mit seiner volkstümlichen Liederpalette rund 1200 Fans ins Congress Centrum und sorgt vom ersten Ton an für ausgelassene Begeisterung.
Begleitet wird das Konzert mit dem aufmunternden Titel „Die Sonne scheint für alle“ von einer Dia- und Videoshow, die die Naturschönheiten zwischen Brenner und Salurner Klause in üppigen Bildern belegt. Ab und an wandern die musikalischen Bergvagabunden gemächlichen Schrittes ins werbeträchtige Bild. Am Ende der Musikerkarriere steht dem Einstieg ins Tourismusgeschäft nichts im Wege. Doch bis dahin dauert?s. Von einer treuen Fangemeinde getragen werden, sich die liedreichen Sieben mit ihren Spatzensongs noch lange über volle Konzertsäle freuen können.
Melodien, die im Ohr hängen bleiben
Das Erfolgsrezept der gestandenen Mannsbilder aus dem Schlerngebiet basiert auf der harmonisch-melodiösen und textlichen Einheit ihres musikalischen Wirkens. Die gefälligen Melodien bleiben im Ohr hängen, graben sich ins musikalische Gedächtnis und sind auch für weniger begabte Sänger mühelos freizusetzen. Natürlich nicht in der Qualität des Frontmannes der Band, Norbert Rier. Der trägt die Sangeslast fast alleine, intoniert sicher und hat nach etwa 20 Einzelvorträgen noch die stimmliche Kraft für ein 25-minütiges Medley, dem er noch zwei Zugaben folgen lässt. Glückwunsch zu derart strapazierfähigen Stimmbändern!
In den kurzen Gesangspausen verbindet er die Lieder mit Ratschlägen für ein gutes Zusammenleben, mit Tipps für eheliches Glück und mit dem Lob der Heimatliebe. Darauf genau abgestimmt, passen die Liedtexte von „Vertrauen“, „Ich schwör“ und „Spiel mir ein Lied aus der Heimat“.
Überwiegend münden die vom Publikum zurückhaltend mitgesungenen Lieder, auch wenn sie zunächst etwas schwermütig anmuten, in Happy Ends. Nur die bekannten „Schatten überm Rosenhof“ lassen sich ebenso wenig vertreiben wie die Tränen, die „Der alte Franz“ seinem grünen Etschtal hinterher weint.
Die Bläser sind im Vordergrund
Unter den sechs Instrumentalisten fallen die beiden Bläser dank ihrer lautstarken Einsätze am meisten auf: Valentin Silbernagels Saxophon gibt den Ton an, und Walter Mauroner liefert klangklares Trompetenspiel dazu. Keyboarder Albin Gross könnte öfter zu seinem volltönenden Akkordeon greifen. Dieser Sound passt ausgezeichnet ins Spatzen-Liedgut. Den Saitenpart bewältigen Kurt Dasser (Gitarre) und Karl Heufler (Bass) souverän. Dem in Würzburg geborenen Rüdiger Hemmelmann bieten die ruhigen Liedarrangements kaum Gelegenheit, sich am Schlagzeug besonders zu profilieren.
Nach 150 Minuten ist es mit Singen, Klatschen, Hüpfen und Schunkeln zum Leidwesen der Fans vorbei. Doch die berechtigte Hoffnung auf ein Wiedersehen tröstet.