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SCHWEINFURT
Die rätselhafte Evita Perón
Szene aus dem  „Evita“-Gastspiel in Schweinfurt
Foto: Sabine Haymann | Szene aus dem „Evita“-Gastspiel in Schweinfurt
Von unserem Mitarbeiter Manfred Herker
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:20 Uhr

Am 26. Juli 1952 wird eine Kinovorführung in Buenos Aires mit einer Durchsage abgebrochen: „Es war 20.25 Uhr, als Evita Perón, die geistige Führerin der Nation, die Unsterblichkeit erlangte.“ Eine Art Unsterblichkeit bekam die Umstrittene, Rätselhafte auf jeden Fall durch das Lloyd Webber/Tim Rice-Musical „Evita“ von 1978, das als Gastspiel der Schauspielbühnen Stuttgart für vier Tage im Schweinfurter Theater zu sehen ist. Am ersten Abend überzeugte das Ensemble mit einer temporeichen Show, an deren Gelingen das Orchester unter Heiko Lippmann großen Anteil hatte. Mit Temperament und Drive setzen die Musiker Webbers farbige Partitur um.

Wer war diese Eva Duarte wirklich: eine Heilige, eine Hure, eine Wohltäterin, eine berechnende Egoistin? Auch in der Inszenierung von Ulf Dietrich bleibt diese Frage offen, zumal Stephanie Theiß die Titelrolle mit einer gewissen Unterkühltheit spielt, die ihre wirklichen Gedanken und Emotionen verbirgt. Mit ihrem schönen Sopran meistert sie die anspruchsvolle Gesangsrolle, die Höhen kommen – vielleicht verstärkerbedingt – etwas scharf.

Präsenter Che

Der von Webber/Lloyd erfundene Gegenspieler Evitas – Che – ist von der ersten Sekunde an zu spüren: Der gebürtige Lateinamerikaner Manuel Lopez birst fast vor Bühnenpräsenz, er singt und spielt exzellent. Er begleitet als kritischer Kommentator den Aufstieg des 15-jährigen Mädchens vom Lande zur Präsidentengattin. Zur Trauer des Volkes bei ihrem Tod „Requiem für Evita“ hat er nur ein spöttisches „Was für ein Zirkus“ übrig.

Einer der ersten Liebhaber Evas ist Tangosänger Magaldi (Ramin Dustdar), verliebt singen beide: „Diese Nacht ist so sternenklar.“ Er ist schnell vergessen, Eva will zum Film, benutzt dazu nützliche Lover. Buenos Aires wird mit einer mitreißenden Tanzszene vorgestellt, ebenso gut choreografiert ist das schräge Marsch-Ballett der Generäle. Mit ihnen probt der Militärattaché Juan Perón (Michael Hiller) politische Intrigen „Die Macht des Möglichen“.

Bei einem Konzert trifft Eva Juan Perón und schnell erkennen beide „Ich wäre gut für dich“. Che kontert mit dem zweifelhaften Preis des Ruhms – „Jung, schön und geliebt“. Nur kurz kann Evita ihren Aufstieg zur Präsidentengattin genießen, sie wird todkrank. Aus dem Rollstuhl steht sie mühsam auf, geht ans Mikrofon und bittet „Wein nicht um mich Argentinien“. Ihren Mann fleht sie an: „Verlass mich nicht.“ Evita stirbt im Alter von 33 Jahren. Ihre Leiche wird einbalsamiert und außer Landes gebracht.

Langer freundlicher Applaus mit Bravos für die Gäste aus Stuttgart.

Weitere Vorstellungen: heute, Donnerstag, 27. und Freitag, 28. Oktober, 19.30 Uhr. Karten Tel. (0 97 21) 51-49 55 oder 5-0

 
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