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SCHWEINFURT
„Die Päpstin“ überzeugt in Schweinfurt
Päpstin (Anja Klawun) mit Geliebtem (Johannes Schön).
Foto: H. Posch | Päpstin (Anja Klawun) mit Geliebtem (Johannes Schön).
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:27 Uhr

Am Schluss sind sie alle tot. Johanna, das einfache Mädchen, dass es zum Priester, ja sogar ins höchste Amt ihrer Kirche gebracht hat, das Kind, das sie unter der Brust trägt, Gerold ihr heimlicher Geliebter. Es wird viel gestorben im Roman „Die Päpstin“ von Donna W. Cross. Es sterben hier nicht nur die Menschen, es sterben auch die Ideen, die Hoffnungen, die Johanna, der Legende nach, in das finstere Mittelalter tragen wollte. Der über sechs Millionen Mal verkaufte Roman wurde von Sönke Wortmann verfilmt und von Susanne F. Wolf in Theaterform gefasst, wobei sie jedoch ziemlich sklavisch der Vorlage gefolgt ist.

Zum Theaterereignis wird das Stück erst durch die Regie von Thomas Luft, dessen Inszenierung für das Ensemble „Theaterlust“ München derzeit in Schweinfurt zu sehen ist.

Spiel mit höchstem Körpereinsatz

Luft arbeitet mit kurzen, stakkatoartigen Szenen, Videoeinspielungen, Lichteffekten. Die eigens komponierte Livemusik von Georg Karger kommentiert und treibt die Handlung voran. Das Ensemble ist ständig in Bewegung, spielt mit höchstem Körpereinsatz, etwa wenn die Normannen einfallen oder die Pest nach Fulda greift.

Genial die Bühne. Schlicht und doch opulent. Sie steht voller mannshoher Holzkisten, die geschleift, gestapelt, immer wieder neu mit höchster Präzision arrangiert werden oder gestampft aufkommende Gefahr erahnen lassen. So entstehen das Kloster Fulda, die Mauer, die die Bevölkerung Roms schützen soll, Särge und Liebesnester.

Bilder von großer Ausstrahlung

Das sind Bilder voller ästhetischer Ausstrahlungen. Besonders schön, das Konklave, das Johanna zur Päpstin macht. Das Volk Roms ist von den Kästen umschlossen, reckt die Hände gen Himmel.

Gespielt wird fast drei spannende Stunden, voller Freude, mit starken Gefühlen. Allen voran Anja Klawun als Johanna. Aus dem aufgeweckten, neugierigen Mädchen aus Ingelheim am Rhein, das heimlich gegen den Widerstand des herrischen brutalen Vaters, den Dorfpriester (manchmal etwas laut Alexander Wagner), lesen lernt, Medizin und Philosophie studiert und schließlich die Welt gerechter machen will, wird eine liebende Frau. Schier zerrissen zwischen ihrem Anliegen und dem Gefühl für Markgraf Gerold (Johannes Schön).

Die Zuschauer sind ergriffen

Das ergreift. Die Zuschauer im voll besetzten Theater sind gebannt vom Intrigenspiel, vom Machtgerangel zwischen Papst und Kaiser, vom Verrat und den Ausschweifungen der Kirchenmänner. Luft gönnt ihnen nur ganz wenige Lacher. Urkomisch jedoch, wenn Papst Sergius (Sebastian Krawczynski) von der Gicht geplagt ein heulendes Elend abgibt.

Weitere Aufführungen in Schweinfurt am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 19.30 Uhr.

 
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