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Würzburg
Die Messlatte lag hoch bei der Würzburger Premiere
Expressiv: Momentaufnahme vom Festival 'Neues Lied' im Würzburger Burkardushaus.
Foto: Johannes Kiefer | Expressiv: Momentaufnahme vom Festival "Neues Lied" im Würzburger Burkardushaus.
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 06.01.2019 02:27 Uhr

"Neues Lied - Festival für neues Kunstlied" heißt ein ambitioniertes Projekt, das von der aus Südafrika stammenden Pianistin Esthea Kruger ins Leben gerufen wurde, die sich aktuell noch im Masterstudiengang Liedgestaltung an der Würzburger Musikhochschule befindet.

Für die erste Auflage des Festivals im Würzburger Burkardushaus hatte sie die Messlatte hoch gelegt: Drei inhaltlich wie künstlerisch fordernde Konzerte mit zwölf Interpreten, dazu einführende Vorträge gliederten den Tag. Zum Auftakt stellte Professor Zsolt Gárdonyi im Gespräch mit Claus Kühnl den 61-jährigen Komponisten als seinen ehemaligen Studenten vor, dem er nach wie vor freundschaftlich verbunden ist und der in seiner künstlerischen Ausstrahlung für die Qualität der Hochschularbeit stehe, so Gárdonyi.

Kühnl war ein Porträtkonzert gewidmet, in dem sich mit einem Werk von Wilhelm Killmayer ein Kreis zu einem weiteren Lehrer des inzwischen in Frankfurt wirkenden Professors und mit Moritz Eggert zum ersten seiner Studenten schloss. Eggert habe ihn im Rahmen des Projekts "Neue Dichter Lieben" zum Liedschaffen angeregt, so Kühnl. Aus einer Kooperation mit dem Schriftsteller Michael Krüger entstand so der Liederzyklus "Vom Grunde des Brunnens". Dessen lyrische und nachdenkliche Elemente fanden in der folgenden Aufführung durch den Bariton Tohru Iguchi eine intensive und poetische Interpretation. Er wurde, wie fast alle Programmpunkte, mit vollkommener Einfühlung und großem Können von Esthea Kruger begleitet.

Feine Expressivität

Die Altistin Nora Meyer bettete die feine Expressivität von Sappho-Vertonungen Kühnls auf einen weichen See von Klängen, düster und licht zugleich. Moritz Eggerts Tonsprache hingegen wirkt zunächst harmlos und traditionell, bricht jedoch in eine schroffe Sinnesorgie, ein Kaleidoskop an Stilen und Ideen aus, von Tohru Iguchi in drei Beispielen treffend akzentuiert. Killmayers Zyklus "Schweigen und Kindheit" stellte sich als ähnlich zerklüftet, extrem in Intervallsprüngen, Dynamik und Farben dar; Tenor Maximilian Argmann war stark gefordert.

Für das Kühnl'sche Klavierschaffen stand das empfindsame Werk "Anverwandlung/Doppelblick". Eigens fürs Festival vertont hatte der Komponist einen Text von Conrad Ferdinand Meyer: "Alles war ein Spiel", für Kühnl eine Quintessenz des Lebens, lässt keine feste Verankerung in traditionellen Parametern wie Metrik oder Harmonik spüren. Sopranistin Theresa Maria Romes gestaltete das kurze Werk luftig, leicht und schicksalshaft, ganz im Sinne des Titels.

Eine Ahnung von Ewigkeit

Ein Vortrag von Hansjörg Ewert vom Institut für Musikforschung der Universität Würzburg thematisierte das Spannungsfeld zwischen Avantgarde und Lied. Ein Festival wie das neu gegründete sei wichtig, so Ewert, denn es scheine ein Bedürfnis der Komponisten zu geben, sich mit Texten und deren Vertonung auseinanderzusetzen. Es gelang dem Musikwissenschaftler, dem Publikum auf die Werke des Nachmittagskonzerts "Avantgarde Lied" so anschaulich aufzubereiten, dass sich deren Präsentation unmittelbar erschloss.

Theresa Maria Romes und Esthea Kruger erbrachten dabei mit George Crumbs "Apparition: Elegiac Songs and Vocalises” eine an Dramatik und Atmosphäre kaum zu überbietende Höchstleistung. Hier bekam man ebenso eine Ahnung von Ewigkeit und Unendlichkeit wie bei Salvatore Sciarrinos "Vanitas. Natura morta in un atto". Die Mezzosopranistin Rebecca Martin, Jungmin Seo, Violoncello und wiederum Esthea Kruger zeichneten das musikalische Stillleben, die weltallgleiche Statik und Vergänglichkeit wie mit feinem Pinsel, ornamentierend über sanften Akkorden im Wechsel mit loderndem Feuer.

Die gelungene Festivalpremiere auf durchwegs höchstem interpretatorischem und inhaltlichem Niveau fand ihre Abrundung in einem Abend mit Werken von Olivier Messiaen. Die Sopranistinnen Silke Evers, Andrea Oswald und Sarah Champion wurden dabei von Alexander Fleischer, Esthea Kruger und Gerold Huber begleitet.

 
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