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BERLIN
Die Liebesgeschichte von J.D. Salinger und Oona O'Neill
dpa
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:04 Uhr

An einem Frühlingsmorgen des Jahres 2007 machte sich der französische Autor Frédéric Beigbeder auf den Weg nach Cornish, New Hampshire, um einen der rätselhaftesten Schriftsteller aufzusuchen. J.D. Salinger, weltberühmter Verfasser von „Der Fänger im Roggen“, lebte seit Jahrzehnten wie ein Einsiedler auf einem Landsitz.

Schon viele Journalisten waren daran gescheitert, mit ihm in Kontakt zu treten. Beigbeider und sein Team wollten einen Dokumentarfilm über den menschenscheuen Schriftsteller drehen. Doch kurz vor dem Ziel verließ Beigbeder plötzlich der Mut. Er kam sich wie ein Paparazzo vor und kehrte um. Er sollte sein Idol nie sehen, denn drei Jahre später starb Salinger im Alter von 91 Jahren. Die Tour nach New Hampshire hatte dennoch ein Gutes: In einer Cafeteria entdeckte Beigbeder die Fotografie einer „entzückenden Toten“, der jungen Oona O'Neill. Die Tochter des Dramatikers Eugen O'Neill und spätere Ehefrau von Charlie Chaplin war die große Jugendliebe Salingers. Und so kam Beigbeder (49) zum Thema seines nächsten Buchs.

Oona O'Neill und J.D. Salinger treffen 1941 im eleganten Stork Club in New York aufeinander. Die 15-jährige Oona gehört zu einem schillernden Dreigestirn. Zusammen mit ihren schwerreichen Freundinnen Gloria Vanderbilt und Carol Marcus vertreibt sie sich die Zeit mit süßem Nichtstun, Whiskey trinken, Zigaretten rauchen, Männer bezirzen. Doch hinter der scheinbar sorglosen Fassade der jungen Frau verbirgt sich ein melancholischer Charakter.

Zerrüttetes Elternhaus

Oona kommt aus einem zerrütteten Elternhaus. Ihr berühmter Vater, der Nobelpreisträger Eugene O'Neill, hat seine Familie früh verlassen, die Tochter versucht über Jahre verzweifelt Kontakt zu ihm aufzunehmen – vergebens. Ihre beiden der Sucht verfallenen Brüder bringen sich um. Jerry Salinger, Sohn eines jüdischen Käseimporteurs, feiert erste Erfolge mit seinen Kurzgeschichten. Es erscheint natürlich, dass Oona ihn bezaubert, denn sie ist nicht nur eine Schönheit, sondern auch die Tochter eines berühmten Vaters.

Die Liebesgeschichte endet, als Salinger in den Krieg ziehen muss und Oona den fast 30 Jahre älteren Charlie Chaplin heiratet. Salinger schickt ihr aus Europa noch viele Briefe voller Verehrung, aber auch Empörung über ihre in seinen Augen unpassende Ehe.

Die Liebesbriefe gibt es tatsächlich, doch konnte sie Beigbeder nicht einsehen. So hat er sie erfunden wie auch die Dialoge. Personen, Schauplätze, Ereignisse – all das hat wirklich existiert. Deshalb bezeichnet er seine Methode als „Faction“, eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Es ist nicht das, was an dem Buch stört. Es ist zum einen Beigbeders Neigung zum Kitsch, zum anderen, dass der Autor das Buch als Spiegel seiner selbst missbraucht.

Der fast 50-jährige smarte Szenestar hat kürzlich eine wesentlich jüngere Frau geheiratet – wie Chaplin seinerzeit Oona. Deshalb wird Beigbeder nicht müde, das Glück einer solchen Verbindung zu betonen. Unter anderem fügt er eine lange Liste mit bekannten Paaren ein, die ein großer Altersunterschied trennt.

Frédéric Beigbeder: Oona & Salinger (Piper, 304 Seiten, 19,99 Euro)

 
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