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NEW YORK
Die Geisterbahnfahrten des Alice Cooper
Entertainer des Grauens: Alice Cooper wird am Montag 65 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
Foto: dpa | Entertainer des Grauens: Alice Cooper wird am Montag 65 Jahre alt. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
dpa
 |  aktualisiert: 31.01.2013 16:20 Uhr

Knallharte Schale, butterweicher Kern: Mit schaurigem Make-up, Kunstblut und geköpften Babypuppen auf der Bühne erfand Alice Cooper den Schockrock – privat aber geht der US-Sänger lieber in die Kirche oder auf den Golfplatz. 22 Stunden am Tag sei er der ganz normale Vincent Damon Furnier, als der er geboren wurde, sagte Cooper einmal. „Die restliche Zeit bin ich Alice Cooper, eine völlig eigenständige Persönlichkeit.“ Am Montag, 4. Februar, wird Cooper 65 Jahre alt. Er tourt weiter mit Giftschlangen, Guillotinen und anderen Grusel-Accessoires um die Welt.

Wirklich ernst nimmt Cooper sein Auftreten selbst nicht. Schon zu Beginn seiner Karriere sei ihm schnell klar geworden, dass er kein hochtrabender Künstler, sondern einfach ein Entertainer sei, sagte der Schockrocker einmal. „Wenn auch ein Entertainer des Grauens. Das macht wenigstens etwas her.“

Der Sohn eines Priesters

Seinen Fans will er bei Konzerten schlicht Show und Spaß bieten. „Alles in allem bezahlt man bei einer Alice-Cooper-Show Eintritt für zwei Stunden Fahrt mit der Geisterbahn. Wer das wirklich ernst nimmt – den kann ich selbst nicht wirklich ernst nehmen.“

Seine Karriere begann einst ganz harmlos. Als Sohn eines Priesters wurde er in Detroit im US-Bundesstaat Michigan geboren und zog später mit seiner Familie nach Arizona. Mit Freunden nahm er aus Spaß an Talentwettbewerben teil, zunächst noch als Beatles verkleidet. Nach einigen Umbesetzungen, Umbenennungen und einem Umzug nach Los Angeles bekam die Gruppe einen Plattenvertrag. Ein magisches Hexenbrett soll der Legende nach den Bandnamen „Alice Cooper“ ausgespuckt haben. Frühe Alben verkauften sich nicht schlecht, der Song „School's Out“ – noch heute ein Dauerbrenner im Radio – brachte 1972 den internationalen Durchbruch. Weitere Bestseller wie „No more Mr. Nice Guy“ folgten. Unaufhaltsam tourte die Band, oft begleitet von heftigen Protesten wegen der gruseligen und als geschmacklos verurteilten Bühnenshows.

Der viele Stress und Alkohol führte die Band in einen Dauerstreit. Schließlich reklamierte Cooper den Bandnamen für sich alleine (noch heute muss er den anderen Bandmitgliedern von damals Tantiemen zahlen) und startete solo. Die Namensänderung sei die beste Entscheidung seines Lebens gewesen, sagte Cooper später. „Welcome To My Nightmare“ hieß das erste Solo-Album (1975), fast 20 weitere folgten bis heute.

Der Erfolg blieb Cooper erhalten, aber auch der Alkohol ließ ihn nicht los. „Ich war mein ganzes Leben Alkoholiker, aber all die Autos, Häuser, Frauen, Drogen – am Ende bleibt Dir nichts“, sagte der Rocker mit den auf der Bühne immer kohlschwarz umrandeten Augen einmal. „Es gab Phasen in meinem Leben, an denen ich keine Ahnung mehr hatte, wer ich war und was ich da machte.“ Schließlich wies sich Cooper freiwillig selbst in eine Entzugsklinik ein. Geholfen hätten ihm vor allem zwei Sachen: Kirche und Golf. „Ich habe mich damals nach etwas umgesehen, das mich vom Alkohol abhalten würde.“ Also versuchte sich Cooper mit dem Golfschläger – und hatte sofort eine neue Sucht entdeckt. „Da war ich, der König des Schockrock, und spielte das Spiel aller Mütter und Väter. Das war wirklich eine merkwürdige Situation, weil ich bemerkte, dass ich mitten im Feindesland war – und das auch noch gut konnte.“ Einige Profi-Golfer, mit denen er inzwischen eng befreundet ist, sagen, dass Cooper durchaus auf ihrem Niveau mithalten könne.

Der Grusel-Rocker hat mit der Tänzerin Sheryl Goddard – seit über 35 Jahren seine Ehefrau – drei Kinder großgezogen. Zu Hause sei er lieb und brav, beteuert Cooper. „Ich habe den merkwürdigsten Charakter des Planeten. Ich benutze keine Kraftausdrücke, und ich werde nie sauer. Für meine Familie bin ich ein Held.“ Auf der Bühne aber, da bräuchten seine Fans einfach „Alice, den Wüterich“.

 
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