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KASSEL
Die Folgen der Bilderflut aus dem Internet
Ausstellung 'Images' Fridericianum       -  Video-Installation „Infinite“ von SturtevantUwe zucchi, dpa
Foto: Foto: | Video-Installation „Infinite“ von SturtevantUwe zucchi, dpa
reda
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:55 Uhr

(epd/dpa) Mit der Frage, wie Bilder wahrgenommen werden und welchen Einfluss die Bilderflut aus dem Internet auf die menschliche Wahrnehmung hat, beschäftigt sich eine Ausstellung im Kasseler Fridericianum. Ein roter Faden der Schau sei die Vernachlässigung des Motives, dieses sei austauschbar geworden, sagte Museumsdirektorin Susanne Pfeffer in Kassel. Das Imaginäre des Internets beeinflusse zugleich die Realität.

„Für das Wort Bild existieren im Englischen zwei Begriffe: picture und image“, erläuterte Kuratorin Susanne Pfeffer. Sie habe sich bewusst für den Titel „Images“ entschieden, da in ihm das Imaginäre des Bildes anklinge. „Die Ausstellung untersucht die Wechselwirkung von reellem und imaginärem Raum.“

Der documenta-Künstler Pierre Huyghe versucht in einer Neoninstallation die Frage zu beantworten, wem eigentlich die Figur „Schneewittchen“ gehört. Das Spektrum reiche vom Urheberrecht von Disneys Figur über ein kollektives Gut bis hin zu eigenen Vorstellungen von Schneewittchen, sagte Pfeffer. In einer weiteren Installation lässt der Künstler gemeinsam mit Philippe Parreno eine Anime-Figur namens Annlee in einem kurzen Film ihren eigenen Tod erzählen.

Durch ein immer stärker werdendes Licht, das schließlich alles überstrahlt, wird sie auch sichtbar.

Aktuell ist auch eine Arbeit von Seth Price, der die Enthauptung eines Amerikaners durch Dschihadisten im Irak aus dem Jahr 2004 zeigt. Der Künstler hat ein Bild aus diesem Video in roter Farbe auf Plastikfolie gebracht. Das Motiv erinnere an das klassische Motiv der Enthauptung von Johannes dem Täufer oder der Enthauptung des assyrischen Feldherren Holofernes durch die biblische Jüdin Judith, sagte Pfeffer.

Wie zweideutig die Wahrnehmung sein kann, zeigt Price am Beispiel einer Arbeit aus Holzfurnier und Diamantacrylplastik. Was zunächst wie die geografische Darstellung einer Insel vor einem imaginären Festland aussieht, erweist sich als umgekehrter Scherenschnitt mit zwei Köpfen.

Sehr bunt hingegen wird es bei Michel Majerus, der 25 Bilder im Format 60 mal 60 Zentimeter geschaffen hat und durch die enge Hängung in einem Quadrat die Austauschbarkeit der Bilder verdeutlicht. In der Ausstellung zu sehen sind zudem Werke von Trisha Donelly, Cory Arcangel, Wade Guyton, Mark Leckey und Sturtevant.

Auch Fragen der Urheberschaft werden in der Schau thematisiert. Welche Rolle spielt das Copyright noch, wenn im Internet nahezu jedes Motiv frei zugänglich ist? Michel Majerus hat dazu eine Sammlung bildlicher Zitate geschaffen, da steht ein Motiv Andy Warhols neben der Videospielfigur Super Mario. Auch Seth Price zitiert in seinen Werken bekannte Bilder. Eine Kunststoff-Skulptur zeigt Motive aus der Höhle von Lascaux.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Bis 1. Mai.

 
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