Sechs Titel von großer Bandbreite: Um den Deutschen Buchpreis wetteifern die neuen Romane von sechs Autoren – drei Männer und drei Frauen. Dabei ist Clemens Meyer mit seiner Erkundung des Leipziger Prostituierten-Milieus („Im Stein“). Vertreten ist auch Büchner-Preisträger Reinhard Jirgl, der in seinem neuen Buch („Nicht von euch auf Erden“) den Kampf des Mars mit der Erde schildert. Ausgeschieden sind dagegen Daniel Kehlmann („F“) und Altmeister Uwe Timm („Vogelweide“), die noch auf der 20 Titel umfassenden Longlist standen.
Für die Shortlist – also die Liste mit den Favoriten – nominierte die Jury außerdem Mirko Bonné („Nie mehr Nacht“), Terézia Mora („Das Ungeheuer“), Marion Poschmann („Die Sonnenposition“) und Monika Zeiner („Die Ordnung der Sterne über Como“). Dies teilte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Mittwoch in Frankfurt mit.
Die aus Ungarn stammende Mora, die bereits 2009 auf der Longlist stand, schickt in ihrem neuen Roman ihren Helden von damals nach dem Selbstmord seiner großen Liebe nach Ungarn. In Mirko Bonnés Roman geht es um einen Zeichner, der sich in den Ferien in ein verlassenes Strandhotel in der Normandie aufmacht. Er geht dabei den Spuren der Kämpfe von 1944 nach. Marion Poschmanns Roman spielt in einem halb verfallenen Barockschloss, das eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Monika Zeiner hat sich der heutigen Boheme angenommen: In ihrem Roman begleitet sie die Musiker einer Jazzband über mehrere Jahrzehnte hinweg.
Die sechs Titel der Shortlist stünden für die Vielfalt der gegenwärtigen literarischen Möglichkeiten, sagte der Literaturkritiker Helmut Böttiger, Sprecher der siebenköpfigen Jury. „Lyrische Bilderwelten, große Weltentwürfe, psychologisch genau ausdifferenzierte Figurenkonstellationen.“ Der deutschsprachige Gegenwartsroman sei spannungsreicher denn je.
Die Jury hatte insgesamt 201 neue Romane von Verlagen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet. Der Sieger wird am 7. Oktober – am Vorabend der Frankfurter Buchmesse – bekannt gegeben. Der Preis für die beste literarische Neuerscheinung des Jahres ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert.
Der Deutsche Buchpreis gilt als die literarische Auszeichnung mit der größten Publikumsresonanz. Im vergangenen Jahr erhielt Ursula Krechel für ihren Nachkriegsroman „Landgericht“ den Preis. Im Roman geht es um einen jüdischen Richter, der nach seiner Flucht aus Nazi-Deutschland wieder in seine Heimat zurückkehrt.
Der Deutsche Buchpreis
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergibt den Deutschen Buchpreis seit 2005. Er will damit „den besten Roman in deutscher Sprache“ küren. Verlage aus Deutschland, Österreich und der Schweiz dürfen Titel einreichen.
Eine siebenköpfige Jury, deren Besetzung jährlich wechselt, wählt zunächst 20 Titel für die Longlist aus. Später wird die Auswahl auf eine Shortlist von sechs Titeln verkürzt.
Der Gewinner erhält 25 000 Euro, die anderen Finalisten je 2500 Euro.