Die Polizei ist böse, und Kiffen ist gut. Die Welt des Hans Söllner ist eine einfache. Aber er schimpft gern. Ein Urbayer halt, der das Granteln mit der Muttermilch aufgesogen hat.
Eines ist er nicht: ein Heiliger – auch wenn er vor 60 Jahren an Heiligabend auf die Welt kam. Dass der Söllners Hans mit 60 immer noch auf Elternabende gehen darf, weil sein Liebesleben floriert, das erzählt er den 500 Leuten in der Grafenrheinfelder Kulturhalle. Und er animiert sie, noch am selben Abend Unerlaubtes zu tun („macht die Zellen voll“). Ein Beispiel? „Klopft mal bei Streifenbeamten ans Auto. Dann sagt 'Schade, dass Sie heute arbeiten müssen' und geht weiter.“
Ja, mit der Exekutive hat es der Liedermacher nicht so. Dabei sitzt er verschmitzt lächelnd auf der Bühne, als könnte er kein Wässerchen trüben. Auf einem Hockerchen, neben einem orangefarbenen tragbaren Marshall-Verstärker. Ein Glas Wasser noch, fertig ist die Kulisse für zweieinhalb Stunden Musikkabarett. Von dem die ersten 45 Minuten ohne Musik auskommen. „Wenn ich erst später Lieder spiele, ist's kein Konzert, sondern ein Seminar. Konzerte kosten 19 Prozent Mehrwertsteuer, Seminare nur sechs“ – aha.
Söllner kotzt sich aus in dieser Dreiviertelstunde: Ihn nervt der Hype um einen wie Weltraum-Hupfer Felix Baumgartner, ihn nervt Facebook („Wer da alles seinen Scheiß absondert“), ihn nervt Angela Merkel, die er konsequent maskulinisiert („Ich mag seine Politik nicht“).
Der Seehofer Horst
Und ihn nervt der Seehofer Horst. „Wenn der so Angst vor Flüchtlingen hat, warum bauen wir dann den Zaun nicht um sein Haus, fahren Flüchtlinge mit Bussen hin und sagen: Da wohnt der Seehofer.“ Natürlich hantiert Hans Söllner mit der Flüchtlingsphobie herum, gern im Grenzbereich politischer Korrektheit („Viele sind nur neidisch, wenn der Afghane zu Hause bei der Frau im Bett liegt und die erkennt, dass es da noch mehr gibt“). Es wird gelacht, geklatscht und – leider bisweilen unqualifiziert – dazwischengeplärrt.
Wenn der rebellische Barde mal wieder zu viel redet, wirkt das aber etwas überholt. Die Zeit der Protestsongs ist irgendwie vorbei. In den Sozialen Medien darf jeder seine Meinung kundtun, da braucht's keinen, der es für uns tut. Aber der Söllner Hans klampft auch, singt. Nicht seine Gassenhauer, dafür einige seiner unnachahmlichen Reggae-Gstanzln wie den „Wintertraum“ oder „Manchmal wenn i aufwach“. Zur Höchstform läuft er auf, wenn er sein Liedchen über Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy anmoderiert: „Zwölf Jahre habe ich's nicht spielen dürfen, weil man in Deutschland keine ausländischen Staatsmänner verunglimpfen darf. Jetzt ist er nur noch Ausländer. Und wenn wir eines können . . .“
Am Ende bleibt wieder Söllners Traum: „Ich will ja gar nicht, dass sie Marihuana legalisieren. Sie sollen mich nur, wenn sie mich erwischen, in Ruhe lassen.“ Am 27. Januar tritt er in der Würzburger Posthalle auf.