Ein Kontrabass ist ein Kontrabass, klar. Ein Kontrabass ist aber auch eine orientalische Trommel. Ein Kontrabass ist eine Gambe. Ein Kontrabass ist Violine, Laute, Flamenco-Gitarre. Zumindest, wenn Renaud Garcia-Fons den Kontrabass spielt. Und spielen heißt: Wenn er über die fünf Saiten streicht, sie streichelt und zupft, wenn er aufs Holz klopft, sein Instrument so zart, so virtuos, so melodisch klingen lässt, als spielten hier vier Geigen. Und wenn er – mit unfassbarer Kontrolle und Beherrschung – die Bogenspitze über die Saiten springen, hüpfen, flirren lässt, als spielte ein Gitarrist furios zum andalusischen Tanz auf.
Auf der Wasserbühne beim Würzburger Hafensommer am Jazz-Montagabend aber sitzt kein Gitarrist, da steht ein 56-jähriger französischer Bassist, der instrumentale Hochleistung bietet. Und der mit dem 50-jährigen Flamenco-Pianisten David Peña Dorantes ein unvergleichliches Wechselspiel bietet. Mag hier auf Papier schrecklich schwärmerisch klingen – die (für so ein Weltklasse-Duo wenigen) Zuhörer, die am Heizkraftwerk hörten, lauschten, staunten, werden zustimmen können.
Ein Flügel ist ein Flügel. Auch klar. Aber wenn Dorantes ihn spielt, wird er zu einem grenzen- und weltenüberschreitenden Instrument. Und wenn er mit links die Tasten drückt, mit rechts aber oben in die Saiten greift, klopft und zupft, so zur Gitarre wie Garcia-Fons' Bass. Zwei tolle außergewöhnliche Musiker, eine exzellente Konzertstunde, viel Applaus.
Und um die dritte Ausnahmemusikerin des Abends nicht zu übergehen: Eine Gitarristin ist eine Gitarristin. Eine Gitarristin ist aber auch eine Bassistin. Eine Sängerin. Eine Perkussionistin. Eine Maultrommlerin, Zungenschnalzerin, Vogelstimmen-und-Affenlaute-Imitatorin. Und manchmal alles auf einmal. Im musikalischen Regenwald, den die Brasilianerin Badi Assad nach Würzburg brachte, kreisten und kreischten zum Sonnenuntergang dankbar die Mauersegler und Schwalben. Tolle Sache.