Am Ende standen fast alle Zuschauer im Schweinfurter Theater. Klatschten, pfiffen, schwangen die Hüften, wippten mit den Füßen, lächelten und groovten im Blues-Modus. Zwei Zugaben, erst dann ließen sie Sänger, Sängerinnen und Band des Musicals „A Tribute to the Blues Brothers“ von der Bühne. Es war unterhaltsam – nicht mehr und nicht weniger. Ein Abend, der vor allem nach der Pause mit viel Musik die legendären „Blues Brothers“ zum Leben erweckte.
Der „Blues Brothers“-Film von John Landis aus dem Jahr 1980 wurde damals von der Kritik zerrissen, ist aber heute ein wahrer Kultfilm – vor allem dank des legendären und viel zu früh gestorbenen Komikers John Belushi und seines kongenialen Partners Dan Aykroyd. Die wilden Verfolgungsjagden, der skurrile Humor, die lässige Art, die schwarzen Anzüge, Hüte und vor allem die Sonnenbrillen und ja, ganz besonders, die unglaublich tolle Musik machen den Film zu einem Muss für alle Cineasten.
Hommage an Belushis Leben
Ingmar Otto hat für das Kammertheater Karlsruhe ein Musical aus der Filmvorlage gemacht, das 2015 in Karlsruhe Premiere hatte und im Oktober als Tournee gestartet wurde. Es ist, wie gesagt, unterhaltsam. Kultcharakter wie der Film hat es nicht. Leider.
Ottos Musikkomödie leidet vor allem vor der Pause an dem teils wirren Handlungsstrang. Der Intendant wollte sich bewusst nicht an den Filmszenen entlang hangeln, sondern eine Hommage an Belushis Genie mit all seinen positiven und vor allem negativen, von Drogenexzessen gezeichneten Seiten. Er wollte eine Art „Making of“ des Films mit Verweisen auf Belushis Vita, seine Arbeit bei Saturday Night Life, seine Ehe mit seiner Frau Judy und natürlich seine Beerdigung, mit der der Abend beginnt und endet.
Ein an sich richtiger Ansatz, der sich aber immer wieder selbst konterkariert, da der skurrile Humor des Filmes, auf einer Theaterbühne umgesetzt, ein schmaler Grat ist, der allzu leicht nur als Aneinanderreihung von Klischees wirkt. Und das hat nichts mit der für Musical-Darsteller insgesamt sehr guten schauspielerischen Leistung zu tun.
Aufwändiges Video-Bühnenbild
Die Belushi-Collage wird unterstützt durch ein aufwändiges Video-Bühnenbild, dem es leider manches mal an Maß und Ziel fehlt. Es erweckt den Eindruck, die Designer hätten bei Photoshop immer noch einen neuen Effekt entdeckt, den es unbedingt auszuprobieren galt, so überladen waren manche quietschbunten Bild-Sequenzen. Weniger ist manchmal mehr.
Konzentration auf den Blues
Die Kurve bekommt das Musical nach der Pause, als sich das Ensemble auf das konzentriert, was es wahrlich grandios kann: Musik! Da wären zunächst die beeindruckenden Sänger: Ronald Tettinek, der als ausgebildeter Opernsänger als John Belushi nicht nur gesanglich, sondern auch in Mimik und Körperfülle seine Paraderolle gefunden hat; und Jörg Bruckschen, dessen Dan Aykroyd in seiner ganzen Coolness überzeugend ist – schauspielerisch wie gesanglich. Viel mehr Gesang als ihr zugedacht, würde man sich von Georgia M. Reh als Judy Belushi wünschen – eine Rockröhre mit großer Bandbreite.
Ja, und dann ist da natürlich noch die wunderbare Live-Band, die Ingmar Otto direkt vor der Videoleinwand platziert hat. Ein klassisches Blues-Ensemble, das mit druckvollem Drive einen wunderbaren Rock-'n'-Roll–Sound herbei zaubert, dabei aber die lässige Lockerheit eines in sich ruhenden Blues-Ensembles nie verliert. Stephan Kraus (Keyboards), Johannes Weik (Gitarre), Miriam Raab (Bass), Felix Ecke (Trompete), Claudius Stallbaum (Saxofon) und Schlagzeuger Philipp Walker haben großen Anteil daran, dass gerade die erwarteten Klassiker wie „Jailhouse Rock“, „Everybody needs Somebody“, „Gimme some Lovin'“ oder „Stand by your Man“ gut ankommen und das Publikum Blues-Brothers-beschwingt nach Hause geht.
Weitere Vorstellungen: Donnerstag, 22. März; Freitag, 23. März (jeweils 19.30 Uhr). Tickets: www.theater-schweinfurt.de