
B.B. – diese Initialen genügen, um all das aufleben zu lassen, was ihre Trägerin verkörpert: Die sinnlich-verspielte Französin par excellence, eine Femme fatale mit trotzigem Schmollmund, frech, frei und unverblümt. Wenn Brigitte Bardot an diesem Sonntag 80 Jahre alt wird, ist sie diesem Versprechen treu geblieben, das sie in einem ihrer Interviews gab: „Ich werde mein ganzes Leben lang sagen, was ich denke, ob das gefällt oder nicht.“
In der Tat gefällt es nicht immer, wenn sie, als Sympathisantin des rechtspopulistischen Front National und leidenschaftliche Tierschützerin, mit harten Worten Einwanderer und Muslime, Homosexuelle und Obdachlose angreift und erklärt, die Menschen nicht zu mögen – nur die Tiere. Mehrmals wurde sie wegen Anstiftung zu Rassenhass zu Geldstrafen verurteilt.
Gilt „die Bardot“ als Ikone der Freiheit und Selbstbestimmung, so nahm sie mit zunehmendem Alter reaktionäre Züge an – und blieb sich mit dieser Radikalität auch wieder selbst treu. Mit den Etiketten, die man ihr verpasst, weiß sie selbst wenig anzufangen: „Für die Emanzipation der Frauen kann ich nichts“, erklärt sie. „Ich habe gelebt, wie ich es wollte, und tue es noch, aber ich bin frei und zugleich abhängig von dem Mann, den ich liebe.“ Das ist der dem Front National nahestehende Bernard d'Ormale, mit dem sie seit 1992 in vierter Ehe verheiratet ist.
Den Mythos vom Sex-Symbol, sagt sie, schufen andere, während sie „oft am Mangel an Bewegungsfreiheit litt, die mir diese lästige Berühmtheit aufzwang“. Diese nahm ihren Anfang, als die französische Ausgabe der Zeitschrift „Elle“ den frühreifen Teenager auf die Titelseite brachte. Dort entdeckte sie der angehende Regisseur Roger Vadim und stellte sie seinem älteren Kollegen Marc Allégret vor. Bardots Filmdebüt 1952 mit „Le Trou Normand“ war der Beginn einer glänzenden Schauspielkarriere mit 48 Streifen – darunter Klassiker wie „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard und „Die Wahrheit“ von Henri-Georges Clouzot. Dabei hatte sie eigentlich von einem anderen Metier geträumt: Die junge Brigitte wollte Primaballerina werden und schaffte es sogar auf das renommierte Conservatoire National Supérieur d'Art Dramatique. Vom jahrelangen Tanzen blieb ihre makellose Haltung.
Aufgewachsen in einer großbürgerlichen Familie als Tochter eines Industriellen im vornehmen 16. Arrondissement von Paris, entkam sie dank der Schauspielerei früh dem Elternhaus – und dank Roger Vadim, den sie kurz nach ihrem 18. Geburtstag heiratete. Mit seinem Film „Und ewig lockt das Weib“ an der Seite von Curd Jürgens gelang ihr auch 1956 der internationale Durchbruch: Die Bombe Bardot war explodiert als Ausdruck eines völlig neuen, befreiten Lebensgefühls, der Inbegriff der sexuellen Freizügigkeit und verführerischen Fantasie in einem noch sittenstrengen, erzkonservativen Frankreich. Für viel Effekt musste sie gar nicht alles zeigen: Die Silhouette der nackten Bardot hinter einem weißen Laken genügten, ihre Auftritte barfuß, mit zerzaustem Haar und im Bikini mit dem rosa-weiß karierten Vichy-Muster.
Die sorglose Unbezähmbarkeit lebte sie auch privat: 1959 heiratete Bardot den Schauspieler und Vater ihres Sohnes Nicolas, Jacques Charrier, die nächste Ehe ging sie 1966 mit dem deutschen High-Society-Playboy Gunter Sachs ein. Sie hielt drei Jahre, die Zahl ihrer Liebhaber wird auf fast 20 geschätzt, die sie oft schnell wieder fallenließ. „Weder Mama noch Hure, bringt Bardot die maskuline Ordnung ins Wanken“, schreibt die Autorin Marie-Dominique Lelievre in ihrer Biografie.
In den 60er und 70er Jahren war Brigitte Bardot eine der am meisten fotografierten und begehrten Frauen der Welt mit großem Einfluss auch auf die Mode. In Frankreich kam ihr die besondere Ehre zu, als Modell zu dienen für die Büste der Marianne, der Nationalfigur, die in allen französischen Rathäusern steht.
Doch 1973, kurz vor ihrem 40. Geburtstag, zog sie sich abrupt aus dem Filmgeschäft und dem Jet-Set-Leben zurück in ihre Villa in Saint-Tropez, um sich künftig ganz dem Tierschutz und ihrer eigenen Stiftung „zur Rettung der Tiere in aller Welt“ zu widmen. Fortan kämpfte sie für Robbenbabys in Kanada oder gegen das rituelle Schächten von Tieren der Muslime: „Ich habe meine Jugend und meine Schönheit den Männern gegeben, jetzt gebe ich meine Weisheit und Erfahrung, das Beste von mir den Tieren.“
Viel Verbitterung spricht heute aus ihren Äußerungen und auch aus ihrem 2003 veröffentlichten Buch „Ein Ruf aus der Stille“, in dem sie vor Überfremdung und dem Ende der guten alten Sitten warnt. Für Konsens hat Brigitte Bardot nie gesorgt und Skandale nie gefürchtet. Aber, so schreibt ihre Biografin, sie sei wie eine Königin: „Man kann sie aufgeben, aber nicht entthronen.“