
Was Mozart mit Rachmaninow zu tun hat? Eine ganze Menge offenbar. Jedenfalls wirkt der pausenlose Übergang – „attacca“ – von Mozarts Maurerischer Trauermusik KV 477 zu Rachmaninows Symphonischen Tänzen op. 45, wie ihn Jakub Hrùša und die Bamberger Symphoniker für das Konzert am Freitag im ausverkauften Schweinfurter Theater gewählt haben, frappierend schlüssig. Schwer zu erklären, warum, denn es steht eigentümliche Ergriffenheit bei Mozart, irgendwo zwischen Harmoniemusik und Requiem, redseligem Auftrumpfen bei Rachmaninow gegenüber.
Wer gekommen ist, um zu erleben, wie die Bamberger mit ihrem neuen Chef zurechtkommen (oder umgekehrt), der bekommt hier schon eine ganze Menge Anschauungsmaterial.
Interessanterweise wirkt es, als wolle Hrùša den verhangenen Zauber, der die gemeinsame Einspielung von Smetanas sinfonischer Dichtung „Má Vlast“ (mein Vaterland) auszeichnet, bewusst vermeiden. Als wolle er die Spätwerke dieses Abends (die Tänze sind Rachmaninows letztes Werk überhaupt) noch ein wenig im Diesseits belassen.
Und während die Maurerische Trauermusik dadurch eine Art objektiver Größe erhält, muten die Tänze eher wie die Musik zu Filmen an, die in verwunschenen Herrenhäusern a la Manderley spielen könnten.
Hrùša und die Bamberger ziehen alle sinfonischen Register und lassen keinen Effekt aus. Aber wenn auch der sehr lange verhallende Beckenschlag zum Schluss deren kuriosester ist, so bleiben vor allem wunderbar endlose Melodiebögen in Erinnerung, die alle Instrumentengruppen genüsslich zelebrieren.
Mit dem ersten Klavierkonzert von Johannes Brahms geht es zurück auf vertrautes Terrain. Rudolf Buchbinder spielt den Solopart, als erzählte er eine Geschichte, die er schon oft zum Besten gegeben hat, die aber dennoch nichts von ihrer Spannung verloren hat. Eher versonnen, fast beiläufig sein Einstieg, ein reizvoller Gegenpol zur Dramatik im Orchester. Jakub Hrùša zeigt hier seine analytische Ader, indem er die einander ständig überlagernden kleinen und großen Bögen des im Sechsvierteltakt angelegten Kopfsatzes hörbar macht.
Doch auch hier beeindrucken dann wieder die intimen Momente, die unendliche Zärtlichkeit etwa, mit der die Streicher ihren Solisten durch das Adagio geleiten.
Nach dem feinnervig und in den letzten Jahren seiner 16-jährigen Amtszeit immer sparsamer dirigierenden Jonathan Nott leitet nun ein Musiker das Orchester, der durchaus die große Geste schätzt, sich aber hütet, sie um ihrer selbst willen einzusetzen.