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Bad Kissingen
Diana Damrau beim Kissinger Sommer: Wenn nach der Zugabe niemand zu atmen wagt
War das "nur" ein Liederabend im Bad Kissinger Max-Littmann-Saal? Von wegen. Der Auftritt der Sopranistin und ihres Begleiters am Klavier wurde zur Offenbarung.
Sopranistin Diana Damrau: Beim Liederabend des 'Kissinger Sommers' begeisterte sie ihr Publikum.  
Foto: Jiyang Chen/Diana Damrau/dpa | Sopranistin Diana Damrau: Beim Liederabend des "Kissinger Sommers" begeisterte sie ihr Publikum.  
Elke Tober-Vogt
 |  aktualisiert: 16.07.2021 02:18 Uhr

Herzhaftes und ansteckendes Lachen drang vom Backstage-Bereich in den Max-Littmann-Saal, bevor Diana Damrau zum zweiten Teil ihres Liederabends die Bühne betrat. Sie habe, sagte die weltbekannte Sopranistin danach erklärend, einfach loslachen müssen. Denn wenngleich sie es genieße, wieder lebendiges Publikum vor sich zu haben - sie würde dieses gerne auch sehen. Geblendet durch die Scheinwerfer, sei ihr plötzlich bewusst geworden, wie die ersten Textzeilen des nächsten Liedes lauten würden: "Seit ich ihn gesehen, glaub‘ ich blind zu sein".

Ein Begleiter am Klavier, der die Einheit auskostet und miterschafft

Nicht nur mit dieser Bemerkung wie dieser erfreute und verzauberte Diana Damrau ihr fasziniert lauschendes Publikum. Gemeinsam mit Helmut Deutsch am Klavier gestaltete sie einen Liederabend voller Liebe und Gefühl. Deutsch gilt nicht ohne Grund als einer der gefragtesten Liedbegleiter weltweit. Das einfühlsame Eingehen auf die Sänger hat er ebenso perfektioniert wie eigenes Auskosten, Ausdeuten und Miterschaffen einer umfassenden Einheit von Text, Gesang und Begleitung. Mal liefert der Pianist vollmundige Kraft, mal schüttet er eine fein zitternde Tonflut in den Raum, um "den Wonnenschaum der Nacht" zu versinnbildlichen.

Mit Helmut Deutsch und Diana Damrau haben sich zwei starke musikalische Partner gefunden, die es verstehen, Kontraste auszuleben und ganz die Seele der Musik zu offenbaren. Fein und zart spinnt die Sopranistin bei Robert und Clara Schumann das goldene Haar der Lorelei, singt tastend und vorsichtig von versteckter Liebe und fahl vom Tod. Intensiv und berührend, jauchzend und glückserfüllt klingt Damraus Stimme, wenn sie die Zuhörer in Schumanns "Frauenliebe und Leben" mit der jungen Braut, der Gattin und Mutter fühlen lässt. Und die Welt erstarrt, die Zeit scheint stehen zu bleiben angesichts von Schmerz und Verlust.

Innigkeit und Hingabe zweier großer Künstler 

Werke von Joaquin Rodrigo, Enrique Granados, Joaquin Turina und Fernando Obradors geben den beiden Künstlern die Gelegenheit, mit Temperament und glühendem Feuer zu elektrisieren oder Humor aufblitzen zu lassen. Auch die Lieder von Richard Strauss umschmeicheln die Sinne, werden zur seelenvollen Liebeserklärung. Und zeigen eine Tiefe, Innigkeit und Hingabe, wie sie nur bei ganz großen Künstlern auf natürliche Weise gelingt.

In "Und morgen wird die Sonne wieder scheinen", einer von drei Zugaben, demonstrieren Damrau und Deutsch schließlich einen so unfassbar spannenden Umgang mit Zeit, dass im Publikum lange niemand zu atmen, gar zu klatschen wagt.

 
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