Drei Personen – der Mann, die Frau und ein Jäger – bilden das Personal in „Der Weibsteufel“, das unter der Regie von Dominik von Gunten in den Kammerspielen des Mainfranken Theaters vielbeklatschte Premiere feierte. Der Mann und die Frau sind ein Schmugglerpaar in den Bergen an der Grenze zwischen Bayern und Tirol. Ein junger Grenzjäger will sich mit dem Überführen der Schmuggler ein Sternchen auf der Schulter verdienen. Also macht er sich auf zum Bergnest der beiden. Bühnenbildnerin Karlotta Matthies, die auch für die dezent gehaltenen Kostüme zuständig ist, hat ein überdimensionales Nest gebaut – ein behütendes Zuhause, in dem sich die Eheleute wohlfühlen.
Mit dem Auftauchen des Jägers wird das Nest zu klein. Nachdem die Frau einen Blick über den Nestrand geworfen hat, bricht sie aus – sie wird flügge. Karl Schönherr, Arzt und Autor von Dramen und Gedichten, war zu seiner Zeit neben Artur Schnitzler einer der bedeutendsten Schriftsteller Österreichs. Im Gegensatz zu Schnitzler, der vornehmlich die Wiener Gesellschaft beleuchtet, beschäftigt sich Schönherr mit den kleinen Leuten in den Tiroler Alpen, seiner Heimat. Sein 1915 uraufgeführtes Stück war seinerzeit provokant und mutig und hat bis heute Brisanz, was Rollenbilder und Verhältnis der Geschlechter betrifft.
Zerrissen zwischen Ehrgeiz und Begierde
Die Eheleute träumen von einem schönen Haus unten im Dorf. Also überlegt der Mann, wie er den Jäger hereinlegen kann: Die Frau soll ihm schöne Augen machen, während er selbst die Schmugglerware fortbringt. Bastian Beyer gibt den Mann zunächst bieder und einfältig – ein Macho, der zu lange übersieht, dass ihm die Frau zu entgleiten droht. Denn zwischen ihr und dem Jäger knistert es schnell, flackert ein kleines Feuer, das sich zu einem nicht mehr einzudämmenden Brand entwickelt.
Cedric von Borris zeigt eindrucksvoll die Zerrissenheit des Jägers zwischen Ehrgeiz und Begierde , während Julia Baukus im Laufe der Geschichte mit unterschiedlichsten Facetten aufwartet. Zunächst Zufriedenheit, dann Enttäuschung, Sehnsucht, Raffinesse und berechnende Kälte. Gemeinsam erzeugt das Dreierteam 90 Minuten Spannung und lässt mit volkstümlichen Gesangseinlagen, begleitet von Chordirektor Anton Tremmel auf dem Akkordeon, Raum zum Nachdenken und Durchatmen.
Weitere Vorstellungen: 5., 12., 19.12., 23., 29. Dezember, 4., 17., 24. Januar, 6. Februar, 20 Uhr. Karten unter Tel. (0931) 3908-124 oder karten@mainfrankentheater.de