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NEW ORLEANS
Der schlimmste Tag im Leben des Fats Domino
Fats Domino: „Es wird schon alles wieder werden.“ Die Rock-'n'-Roll-Legende feiert 85. Geburtstag.
Foto: dpa | Fats Domino: „Es wird schon alles wieder werden.“ Die Rock-'n'-Roll-Legende feiert 85. Geburtstag.
dpa
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:54 Uhr

Mitten in New Orleans steht eine Erinnerung an den wohl schlimmsten Tag im Leben von Fats Domino: Das ehemalige Klavier des Bluessängers, von Wind und Wasser völlig zerstört, ist Teil einer Ausstellung im Louisiana State Museum zum Hurrikan „Katrina“. Mehrere Tage lang galt der Rock-'n'-Roll-Pionier nach der verheerenden Naturkatastrophe im August 2005 als vermisst, bis endlich klar war: Ein Helikopter hatte ihn aus seinem völlig überfluteten ockergelben Haus im Stadtteil Lower Ninth Ward gerettet. Fast all die Schätze und Habseligkeiten einer fast fünf Jahrzehnte langen Karriere waren verloren.

Aber Domino meldete sich zurück, und das in voller Lautstärke. „I'm alive and kicking“ nannte er sein nächstes Album und spendete den Erlös der CD seiner so schwer getroffenen Heimatstadt. „Überall im Land wollen die Menschen wissen, was mit Fats Domino passiert ist“, singt er darauf. „Ich bin gesund und munter.“

Eines von neun Kindern

An diesem Dienstag, 26. Februar, wird Domino 85 Jahre alt – und gibt sich immer noch „alive and kicking“, nachdem „Katrina“ ihn gezwungen hatte, noch einmal ganz von vorne anzufangen. Eigentlich war es da längst ruhig geworden um den Klavierkünstler, der bereits auf ein halbes Jahrhundert erfolgreicher Karriere mit Hits wie „Blueberry Hill“, „Ain't that a Shame“, „Jambalaya“, „I'm walking“ oder „My blue Heaven“ zurückschauen konnte.

Geboren wurde Fats – eigentlich Antoine – Domino als eines von neun Kindern in eine kreolische und höchst musikalische Familie im tiefen Süden der USA. Sein Vater spielt Violine, von seinem Schwager lernt Domino Klavier. Mit 14 verlässt er die Schule und arbeitet in einer Fabrik, um nachts in Clubs auftreten zu können. Seine Musik ist einfach, entspannt und humorvoll, eine Mischung aus Delta-Blues, Country, Cajun und Jazz. Mit 20 klappt der Durchbruch: Dominos Plattendebüt „The Fat Man“ – das Titellied ist einer der ersten Rock-'n'-Roll-Songs überhaupt – wird fast über Nacht zum Millionenerfolg. Danach schließt sich Domino mit dem Trompeter Dave Bartholomew zusammen, zusammen schreiben sie einen Hit nach dem anderen. Für 23 Singles wird Domino in nur zehn Jahren mit Gold ausgezeichnet. In guten Zeiten verkauft er mehr Platten als Elvis – insgesamt sind es 65 Millionen.

Aber mit dem Aufstieg der Beatles und der Rolling Stones beginnt sein Stern zu sinken. Nur noch selten feiert er Charts-Erfolge, dafür tourt Domino durch die Welt. 1986 wird er in die „Rock 'n' Roll Hall of Fame“ aufgenommen, wenig später auch in die Ruhmeshalle des Blues – eine seltene Doppelehrung. Seiner Heimat New Orleans bleibt Domino sein Leben lang treu. Gemeinsam mit seiner langjährigen Ehefrau Rosemary, die 2008 starb, zieht er acht Kinder groß. Und auch heute denkt er nicht daran, sein fast ein Jahrzehnt nach „Katrina“ immer noch nicht vollständig wiederaufgebautes Viertel zu verlassen. Eine Jazz-Stiftung hat ihm ein neues Klavier organisiert, Plattenfirmen die goldenen Schallplatten ersetzt und der frühere US-Präsident George W. Bush persönlich eine neue Verdienstmedaille vorbeigebracht, nachdem die alte in den Fluten verloren gegangen war. „Es wird schon alles wieder werden“, sagt Domino. „Ich werde abwarten. Ich glaube nicht, dass ich den Ninth Ward jemals verlassen werde.“

 
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