Er ist das „Bayreuth der deutschen Comedy“: Vor 20 Jahren feierte der Quatsch Comedy Club seine Premiere im Souterrain des Hamburger Schauspielhauses. Die Show war ein Flop. „Nach dem ersten Abend bin ich der Meinung, dass er nicht mehr wiederholt werden sollte“, schrieb der Theaterintendant damals an Moderator Thomas Hermanns. Es kam anders. Vor allem Hermanns Bühne ist es zu verdanken, dass das amerikanische „Stand-up“-Format populär wurde. Comedians gehören heute zum Fernsehinventar wie ihre ernsteren Verwandten, die Kabarettisten.
Der Quatsch Comedy Club läuft seit 16 Jahren auf ProSieben, in die Live-Shows in Berlin, Hamburg und Düsseldorf kommen jedes Jahr 130 000 Zuschauer. Der Geburtstag wird heute, 1. Februar, mit einer Gala und den „20 besten Comedians aus 20 Jahren“ gefeiert, darunter Michael Mittermeier, Cindy aus Marzahn, Dieter Nuhr, Oliver Pocher, Ingo Appelt, Atze Schröder und Rainald Grebe. Hermanns: „Ich trage noch mal alle meine alten Kostüme auf.“
Das Revival der Reeperbahn
Der Quatsch Comedy Club hat seine Wurzeln in Hamburg, wo er in den 90ern mit dem Revival der Reeperbahn die Szene anlockte. Seit 2002 hat er seine Zentrale im Berliner Friedrichstadt-Palast. Viele deutsche Comedians haben mal unter Hermanns Fittichen an ihren Gags gearbeitet.
„Es gibt wirklich diese magischen Momente“, erinnert sich der Gründer. Der erste war gleich in der zweiten Show im Februar 1992 mit Olli Dittrich, als dessen Figur „Dittsche“ geboren wurde. „Das war so gut, dass klar war, aus dem Mann wird irgendwas.“ Ähnlich war es bei Michael Mittermeier oder Rainald Grebe, die schon in den 90ern im Club spielten. Manchmal braucht es etwas Zeit, bis die Massen auf den Geschmack kommen – so wie bei René Marik und seiner Maulwurf-Puppe oder Bülent Ceylan, der 2011 eine eigene Show bei RTL bekam. Wer erfolgreich sein wolle, brauche Technik, einen Wiedererkennungswert und eine Vision, erklärt Hermanns. „Er muss einen eigenen Kosmos mitbringen.“ Beispiele sind für ihn Johann König oder Olaf Schubert. Die Comedyszene gilt als familiärer als etwa die der Schauspieler. „Wir alle haben Rohrkrepierer erlebt“, sagt Hermanns. Alle kennen demnach schlimme Momente, fünf Minuten, in denen niemand lacht. Das verbindet.
Witze über Westerwelle und Merkel ziehen zwar noch, sagt Hermanns. Aber das sei relativ mau. Nun stehen Rezession und Eurokrise als Themen an - das Eingemachte. „Ich glaube, es wird jetzt spannend.“ Comedians werden sich demnach entscheiden, dies aufzugreifen oder lieber leichte Themen anzugehen: etwa den Dauerbrenner Männer und Frauen, die sich nicht verstehen. Das funktioniert immer noch. „Ich kann den Schauplatz zwischen Männern und Frauen natürlich auch schlecht beurteilen, deshalb wundere ich mich da manchmal, dass dieses Thema immer noch grassiert“, sagt Hermanns, der mit einem Mann verheiratet ist. Ein Soloprogramm wollte der 48-Jährige selbst nie machen. Er ist gerne der „Host“, der Gastgeber. „Ich baue gerne Rampen.“
Die Affäre um Bundespräsident Wulff hat der Comedyfachmann noch nicht als Bühnenthema ausgemacht. „Es ist kein Skandal, insofern wird es auch noch nicht bedient.“ Es sei eher eine „Medienrauscherei“ als ein wirkliches Problem. Manchmal müsse man etwas vorbeigehen lassen, um es besser beurteilen zu können, findet Hermanns. Out sind Frauen, die sich als Putzfrauen oder als Omi verkleiden. „Comediennes“ kommen heute wie ihre Kollegen im T-Shirt auf die Bühne.
Manchmal fehle der im Fernsehen stark vertretenen Szene ein bisschen die Bescheidenheit, findet Hermanns. Dem Beruf tue es gut, den Ball flachzuhalten. „Wir haben wirklich großes Glück gehabt, dass es in Deutschland ein solcher Erfolg geworden ist“, sagt der Club-Erfinder. „Man darf jetzt nicht das Blatt überreizen und so tun, als ob wir alle Popstars sind. Das sind wir eben nicht.“
Comedy-Begriffe
In „Das große Quatsch Comedy Club Buch“ erklärt Moderator Thomas Hermanns Begriffe aus der Comedyszene. Hermanns ist der „Host“, der Gastgeber. Als „Material“ wird der komische Text bezeichnet. Die Art und Weise des Vortrags nennen Kenner „Delivery“. Ein „Heckler“ ist ein Zwischenrufer aus dem Publikum. Die „Punchline“ ist der zündende Gag. Es gibt sowohl die „Character Comedy“, wenn jemand in einer Rolle auftritt, als auch die „Physical Comedy“, die körperliche Komik. Eine „Comedienne“ ist das weibliche Pendant zum Comedian. „Blue Material“ ist laut Hermanns alles, was unter die Gürtellinie fällt.