
Da kann sich ein Theaterleiter noch so sehr bemühen, internationale Produktionen in sein Haus zu holen, bei der Vorstellung der kommenden Saison im Stadtrat wird der eine Vertreter des Kulturausschusses unweigerlich fragen, ob es denn keine deutschen Compagnien gebe. Christian Kreppel, Leiter des Theaters der Stadt Schweinfurt, nimmt das Ritual jedes Jahr aufs Neue gelassen und verweist a) auf etliche deutsche Produktionen im Programm und b) darauf, dass eine gewisse Internationalität ja auch die Attraktivität eines Theaters steigere.
Jedenfalls: Der Schweinfurter Kulturausschuss hat am Mittwoch das Theaterprogramm für die Saison 2012/13 – Kreppels siebte – einstimmig abgesegnet und damit öffentlich gemacht. Nach „Die Seele ist ein weites Land“ hat Kreppel die 170 Veranstaltungen in acht Abo-Ringen unter das Motto „Mensch im Dialog“ gestellt. Ein Motto, das sich vor allem im Sprechtheater wiederfinde, so der Theaterleiter.
Kreppel ist ein wenig von den Dramatisierungen bekannter Filme abgerückt, es gibt wieder mehr Originalstücke, darunter zweimal Shakespeare („Macbeth“ mit den Münchner Kammerspielen und „Was ihr wollt“ aus Maßbach) und einmal Goethe („Stella“ mit dem Schauspiel Frankfurt). Auch „Die Rede des Königs“ wird zu sehen sein, die Geschichte von König Georges VI. mühsamem Weg vom Stotterer zum Redner – auch ursprünglich ein Theaterstück und erst danach ein Film. Beim Thema Ausländer und Integration hat das Theater Nachholbedarf, räumt Kreppel ein. Ein Ansatz, dem abzuhelfen, ist „Verrücktes Blut“ von Nurkan Erpulat und Jens Hillje. Ein Stück, in dem eine Lehrerin ihre verrohten, frauenfeindlichen Schüler mit vorgehaltener Waffe zwingt, Schillers „Räuber“ zu lesen. „Das müssen wir mit Einführung machen, die ersten 20 Minuten sind sprachlich unglaublich hart“, sagt Kreppel.
Ebenfalls in der Schauspielmiete zu finden ist ein Abend mit Sophie von Kessel: Die Schauspielerin liest Isabel Allendes „Paula“, dazu gibt es Musik mit der Sängerin Ruth Kirchner und Isabel Lhotzky (Klavier).
Ein weiterer Schwerpunkt wird das Musiktheater sein: Zum Jubiläumsjahr von Verdi und Wagner gibt es eine „Aida“ aus Dessau und eine „Walküre“ aus Detmold. Nach dem großen Erfolg des „Rheingold“ aus Detmold ist es gelungen, zumindest noch den zweiten Teil des „Ring“ nach Schweinfurt zu holen. Mit der „Fledermaus“ ist außerdem wieder einmal das Mainfranken Theater Würzburg zu Gast.
Das Konzertprogramm spannt einen Bogen von der Alten Musik bis ins 21. Jahrhundert. So gibt es ein Wiedersehen mit der Lautten Compagney Berlin und dem fabelhaften Ensemble Cosi facciamo aus München, diesmal mit Purcells „Dido & Aeneas in Africa“.
Achtmal sind die Bamberger Symphoniker wieder zu Gast, diesmal unter anderem mit den Solisten Tabea Zimmermann (Viola), Hakan Hardenberger (Trompete) und den Pianisten Lars Vogt, Leon Fleisher, Rudolf Buchbinder und Mikhail Pletnev. Grigory Sokolov, mittlerweile eine Art weltweiter heimlicher Star, gibt wieder ein Solorecital mit Rameau, Mozart und – wie immer: N.N.
Einige spannende Entdeckungen dürfte es im Bereich Kammermusik geben, etwa mit dem Klaviertrio Koljia Blacher (Geige), Kiríll Gerstein (Klavier) und dem großartigen Clemens Hagen am Cello. Oder mit Friedrich Guldas Sohn Paul (Klavier) und dem Roma-Ensemble Cigángski Diabli. Keine Kammermusik im klassischen Sinne macht auch das Ukulele Orchestra of Great Britain, das zum dritten Mal in Schweinfurt gastieren wird – entgehen lassen sollte man sich diesen ebenso intelligenten wie komischen Spaß aber auf keinen Fall.
Ein Renner bleibt das Tanztheater. Kreppel hat die Tanz-Abos verdoppelt und bietet sechs Produktionen in jeweils zwei Vorstellungen an, mit Compagnien aus Den Haag, New York, Honkong, Chicago, Edinburgh und der Elfenbeinküste. Das Publikum jedenfalls scheint sich durchaus für internationale Produktionen zu interessieren, jedenfalls ist die Zahl der Abonnenten seit Kreppels Amtsantritt um 1100 auf 6200 gestiegen.
Und noch eine gute Nachricht für die Fans von Michael Quast: der Theater-Tausendsassa bestreitet mit seiner Partnerin Sabine Fischmann (bekannt aus „Don Giovanni a trois“) die Silvestergala. Titel: „Glücklich ist, wer vergisst“.