Der Maler Willi Sitte gilt als einer der wichtigsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Aber wegen seiner Staatsnähe und seiner Haltung zum SED-System in der DDR war er zugleich heftig umstritten. Am Samstag ist Sitte im Alter von 92 Jahren nach langer Krankheit in Halle gestorben, wie die nach ihm benannte Stiftung mitteilte.
„Ich war immer ein fleißiger Maler“, sagte Sitte über seinen riesigen Bestand an Werken – vom großflächigen Arbeiterbild über Selbstporträts bis hin zu feinen Skizzen. In der DDR gehörte der Maler mit dem kantigen Charakter zur Prominenz. Seine Bilder sind Hauptwerke des sozialistischen Realismus. Ein Beispiel ist das Gemälde „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg“.
Bekannt wurde Sitte vor allem mit großformatigen Arbeiten mit Arbeitermotiven der DDR wie Brigadiers, Berg- und Fabrikarbeitern sowie den Chemiewerkern aus Leuna. Die Funktionäre irritierte Sitte zuweilen mit seinen lebensprallen erotischen Aktmalereien. In Westdeutschland machte er spätestens durch die Teilnahme an der documenta 6 (1977) in Kassel auf sich aufmerksam.
Sitte war nach der Wende von Kritikern seine exponierte Stellung in der DDR vorgeworfen worden. Er selbst wies dies stets zurück, ebenso die gegen ihn erhobenen Stasi-Vorwürfe. Sitte bekannte sich aber stets als Kommunist. Von 1974 bis 1988 war er Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR und saß zeitweilig im SED-Zentralkomitee.