Er war der Inbegriff des europäischen Kulturschaffenden. Luc Bondys zentraleuropäische Wurzeln, seine Kindheit in Frankreich und seine Regie-Erfolge auf Bühnen in Hamburg, Berlin, Wien, Paris und New York machten ihn zu einem der kosmopolitischsten Theaterleute. Nun ist Bondy mit 67 Jahren in Paris gestorben.
Dort war der Theater- und Opernregisseur mit Schweizer Pass bis zuletzt und trotz einer schweren Krankheit Direktor des Odeon-Theaters. Zu seinen Erfolgen der vergangenen Saisons am Odeon gehörte seine Produktion von Merivaux' „Les Fausses Confidences“ mit Isabelle Huppert.
Schon 2012 bewies Bondy psychologisches Geschick, als er seinen Landsmann Bruno Ganz überzeugen konnte, nach jahrelanger Entfremdung vom Theater doch wieder die Bühne zu betreten. „Das war nicht schwierig. Ich habe ihn angerufen und mit ihm sehr viel gearbeitet“, meinte Bondy lapidar, nachdem Ganz in Harold Pinters „Die Heimkehrer“ brilliert hatte.
Seine Gabe, alles auszudiskutieren, und eine gewisse Strenge – diese Eigenschaften schrieb Bondy seiner jüdisch-atheistischen Familie und seiner Erziehung in einem calvinistischen Internat in Südfrankreich zu. Bondy wurde 1948 in Zürich als Sohn des Literaturkritikers François Bondy geboren, dessen Familie Prager Wurzeln hatte. Nach einem Studium der Pantomime in Paris wurde Bondy mit 25 Jahren zum gefragten Theatermacher. Ionescos „Die Stühle“ in Nürnberg und Ödön von Horváths „Glaube, Liebe, Hoffnung“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg zählten zu seinen ersten Erfolgen in den 70er Jahren.
In Deutschland war Bondy besonders eng mit der Berliner Schaubühne verbunden, wo er von 1985 bis 1988 dem Direktorium angehörte. Yasmina Rezas erfolgreiches Stück „Drei Mal Leben“ hob er 2000 am Wiener Akademietheater aus der Taufe. In Wien prägte Bondy von 2001 bis 2013 als Leiter der Wiener Festwochen das Kulturgeschehen.
Theaterkritiker haben Bondy für seine sensible Bühnensprache gelobt. „Ich hasse diese Inszenierungen von Leuten, die in jeder Sekunde ihre Fantasie beweisen müssen“, sagte er. Das Theater, meinte er, „kann Menschen nicht ändern und für sie auch nicht denken. Es kann nur in der Zeit, wo es passiert, zeigen, dass bestimmte Leute Ängste haben oder Mahnungen ausdrücken über Zeiten, die kommen werden.“
Bondy litt seit jungen Jahren an verschiedenen Krankheiten, die ihn auch immer wieder zu Absagen zwangen. Trotzdem arbeitete er unermüdlich weiter, zuletzt auch an einem Roman. Foto: dpa