zurück
NEW YORK
Der erste dunkelhäutige Oscar-Gewinner
Rassendiskriminierung: Sidney Poitier in „In der Hitze der Nacht“ aus dem Jahre 1967.
Foto: Cinetext, dpa | Rassendiskriminierung: Sidney Poitier in „In der Hitze der Nacht“ aus dem Jahre 1967.
dpa
 |  aktualisiert: 16.02.2012 18:13 Uhr

Es gibt wenige Jobs, die Sidney Poitier nicht irgendwann in seinem Leben ausgefüllt hat. Die Armut seiner Familie trieb ihn mit 13 aus der Schule. In Miami schlug er sich als Straßenverkäufer und Parkwächter durch, schuftete auf dem Bau und als Packer im Hafen. In New York überlebte er als Tellerwäscher, bevor er die erste Rolle beim Theater ergatterte. In Hollywood überzeugte der blendend aussehende Schwarze als Schauspieler und Regisseur. Heute ist er als Diplomat der Bahamas tätig. Am nächsten Montag (20. Februar) feiert Sidney Poitier seinen 85. Geburtstag.

Die „International Herald Tribune“ schrieb einmal, dass Sidney Poitier gesellschaftliche Barrieren wie ein Hürdenläufer überwunden habe. Er war der erste US-Amerikaner mit dunkler Hautfarbe, der einen Oscar bekam und der zeitweise mehr Geld verdiente als alle anderen Stars. Sein Vorbild half, Rassenschranken zu überwinden und festgefahrene Strukturen aufzuweichen.

Zu Poitiers Erfolgen zählt auch, dass er als erster Schwarzer in einem Hollywoodfilm eine Weiße küssen durfte. Zwar wurde die Szene 1967 noch verschämt durch den Rückspiegel eines Taxis gedreht, aber sie gehört in die Reihe jener Durchbrüche, für die Bürgerrechtler ihn feierten und für die manche Aktivisten der afro-amerikanischen Bewegung ihn lange als angepassten „weißen Schwarzen“ schmähten. Er ist der Star von Filmen wie „In der Hitze der Nacht“, „Porgy and Bess“, „Flucht in Ketten“ und „Der Schakal“. Den Oscar bekam er 1963 für die Darstellung eines schwarzen Arbeiters auf der Farm weißer Nonnen: in Ralph Nelsons „Lilien auf dem Felde“.

Die Rassendiskriminierung war auch in anderen bekannten Poitier-Filmen das zentrale Thema. In „Rat mal, wer zum Essen kommt“, dem Film mit der „schwarz-weißen Kuss-Szene“, wird Poitier dem betuchten Elternpaar Katharine Hepburn und Spencer Tracy als künftiger Schwiegersohn präsentiert. Im Krimi „In der Hitze der Nacht“ musste sich Poitier als Kriminalexperte aus dem Norden gegen einen rassistischen Südstaaten-Sheriff (Rod Steiger) durchsetzen.

Da war er schon so populär, dass er sich die Rollenangebote aussuchen konnte. 1969 galt Poitier als höchstbezahlter Filmschauspieler der Welt. Auch als Regisseur blieb ihm der Erfolg treu. 2002 verlieh ihm Hollywood einen Ehren-Oscar „für seine herausragenden Leistungen, seine einzigartige Erscheinung auf der Leinwand sowie für die Würde, seinen Stil und seine Intelligenz als Repräsentant der (Film-) Industrie“.

Sidney Poitier wuchs auf der paradiesischen Cat Island der Bahamas auf. Sein Vater war Tomatenpflücker und konnte die acht Kinder nur mühsam ernähren. Sidney war der jüngste. Er verdankt sein Leben einer Wahrsagerin, wie er in der Autobiografie „The Measure of a Man“ erzählt. Er kam bei einer Bootsfahrt zwischen den Bahamas und Florida zur Welt, viel zu früh und viel zu schwach. Der Vater, der schon mehrere Kinder zu Grabe getragen hatte, besorgte einen Schuhkarton für das Begräbnis des Jungen.

Doch die Mutter zog eine Wahrsagerin zu Rate und erfuhr, dass ihr Sohn einmal „in fast alle Winde der Erde ziehen und neben Königen einhergehen“ werde. Die Prophezeiung habe ihr die Kraft gegeben, den schwachen Jungen trotz widrigster Umstände hochzupäppeln.

Sidney Poitier im Januar 2012
| Sidney Poitier im Januar 2012
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Diplomaten
Hollywood
Katharine Hepburn
Sidney Poitier
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen