Der CD-Tipp
Scott Walker: The Collection 1976-1970 (5 CDs oder 5 LPs, Universal)
Er war einer der Walker-Brüder, die zwar mitnichten Brüder waren (ihre richtigen Namen lauteten Noel Scott Engel, John Joseph Maus und Gary Leeds), aber mit „The Sun ain't gonna shine anymore“ der Popgeschichte eine unsterbliche Herz-Schmerz-Ballade schenkten. Umso erstaunlicher kam die Entwicklung, die Scott Walker (alias Engel) ab 1967 nahm. Seine ersten fünf Soloalben, die meisten davon längst Raritäten, weil nicht sonderlich erfolgreich gewesen damals (außer „Scott 2“), gibt es jetzt in einer CD-Box. Auch Freunde des guten alten Vinyls werden bedacht. Die Aufnahmen wurden in den Abbey Road-Studios von den Original-Stereobändern remastert, das Artwork blieb beibehalten.
Scott Walker sprengte die Grenzen der damaligen Pop-Musik, wurde zu einem – heute fast vergessenen – Musicians Musician, den viele spätere Größen wie David Bowie oder Jarvis Cocker als eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen auswiesen. Walker sang die ersten englischsprachigen Versionen von Chansons seines Seelenverwandten Jacques Brel, derweil seine eigenen Songs künstlerische Ernsthaftigkeit und Mut zum Experiment mit Pop-Appeal verbanden. So formte er Beat-Balladen im Cinemascope-Format, tieftraurige Alltags-Dramen, in Zuckerwatte verpackten Düster-Pop: • • • • • ο