
Mit „El juego de Ripper“ geht Isabel Allende im Alter von 71 fremd – es ist ihr allererster Krimi. Auf Deutsch soll das Buch unter dem Titel „Amandas Suche“ im August bei Suhrkamp erscheinen. Die chilenische Schriftstellerin, der nicht nur mit der Familiensaga „Das Geisterhaus“ (1982) ein Welterfolg gelang, hat sich dem Genre Krimi nach eigenen Angaben mit Humor und Ironie genähert, auch als Kontrast zu düsteren Thrillern wie der „Millennium“-Trilogie von Stieg Larsson. Im Interview erzählt sie, warum sie nicht mit ihrem Mann zusammenarbeiten kann und die Fiktion den eigenen Memoiren vorzieht.
Isabel Allende: Das war nicht meine Idee, sondern die meiner Agentin, die mir sagte, ich solle mit meinem Mann, William Gordon, der Krimigeschichten verfasst, einen Roman schreiben. Wir beide fingen an, etwas zu planen, und es wurde nichts, weil er auf Englisch schreibt und ich auf Spanisch, weil wir sehr unterschiedliche Schreibstile haben und auch eine sehr verschiedene Art zu arbeiten. Es wurde nichts. Selten habe ich beim Schreiben eines Buchs so viel Spaß gehabt.
Allende: Ich bin keine Krimi-Expertin, aber es muss viele Schriftsteller geben, die es auch mit Humor angehen. Als ich 2012 mit dem Schreiben dieses Werks anfing, wusste ich nicht, dass gerade die Bücher der „Millennium“-Saga angesagt waren, weil es nicht die Art Buch ist, die ich lese. Ich habe zwei gelesen, um zu sehen, was dahintersteckt, was das Geheimnis ist. Ich kann ein Buch nicht so schreiben, so brutal, so düster und pessimistisch. Ich beschloss, dass ich das Genre mit Humor und Distanz angehen werde, dass ich mich ein wenig über das Genre lustig mache.
Allende: Ich bleibe bei der Fiktion, weil sie mir viel mehr Freiheit gibt. Bei Memoiren muss ich mich nicht nur an mein eigenes Leben halten, sondern es kommen weitere Personen dazu, Leute aus meiner Familie. Ich muss sehr respektvoll mit ihren Leben umgehen, weil sie nicht mir gehören. Und wenn ich einen historischen Roman schreibe, muss ich zunächst sehr akkurat recherchieren. Zwar habe ich dann später innerhalb der Fiktion Spielraum, aber wenn es um eine wiedererkennbare Persönlichkeit geht, bin ich festgelegt, muss ich mich eng an das halten, was die Geschichte mir gibt.
Allende: Der Erfolg ist die planbare Lektüre. Der Leser weiß, dass es eine sichere Formel gibt. Es ist wie in einem Liebesroman, den die Leute in dem Wissen lesen, dass am Ende alles gut wird. Im Krimi weiß man, dass man alle Hinweise bekommt, unterhalten wird, und dass am Ende die Gerechtigkeit siegt.
Isabel Allende
Isabel Allende wurde am 2. August 1942 als Tochter eines chilenischen Diplomaten in Lima, Peru geboren. Nach der Trennung ihrer Eltern verbrachte sie den Großteil ihrer Kindheit in Santiago de Chile. Ab Mitte der 60er Jahre arbeitete sie als Journalistin. Nachdem Augusto Pinochet und seine Militärjunta 1973 die Macht in Chile übernommen hatte, floh Allende 1975 mit ihrer Familie nach Venezuela ins Exil, wo sie als Journalistin und Lehrerin tätig war. Dort entwickelte sie auch die Idee zu ihrem ersten Roman, dem Welterfolg „Das Geisterhaus“. Er erschien 1982 und wurde im Jahr 1993 von dem dänische Regisseur Bille August mit Jeremy Irons, Meryl Streep, Winona Ryder, Glenn Close und Antonio Banderas unter dem gleichen Titel verfilmt. Die Werke von Isabel Allende wurden bislang in 27 Sprachen übersetzt, sie konnte über 51 Millionen Exemplare verkaufen. Sie wurde weltweit zur literarischen Vermittlerin von lateinamerikanischer Geschichte, Kultur und Politik und gewann zahlreiche Literaturpreise. Die heute 71-Jährige ist die Nichte zweiten Grades des früheren chilenischen Präsidenten Salvador Allende und die Großcousine von dessen Tochter, der gleichnamigen Politikerin Isabel Allende. Im Jahr 1988, während eines Besuches in Kalifornien, traf sie ihren jetzigen Ehemann, Willie Gordon, der drei – damals angeblich drogensüchtige – Kinder mit in die Ehe brachte. Seither lebt Isabel Allende in San Rafael. 2003 erhielt sie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.