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WÜRZBURG
Depeche Mode kehren in neuer Frische zurück
Dave Gahan: „Am Anfang unserer Karriere waren wir die Band, die niemand verstanden hat. Und jetzt ist scheinbar jeder von uns beeinflusst.“
Foto: dpa | Dave Gahan: „Am Anfang unserer Karriere waren wir die Band, die niemand verstanden hat. Und jetzt ist scheinbar jeder von uns beeinflusst.“
Von unserem Mitarbeiter Marcel Anders
 |  aktualisiert: 23.12.2015 12:16 Uhr

Depeche Mode kommen langsam in ein Alter, da bewusste Ernährung und größere Ruhepausen wichtiger werden denn je. „Wir können nicht länger vertuschen, dass wir die 50 überschritten haben“, lacht Martin Gore. „Und selbst wenn man das einigen von uns vielleicht nicht ansieht, weil sie dieses verdammte Rockstar-Gen haben, so sind wir uns des schleichenden Verfalls durchaus bewusst.“

Jedes Album und jede Tour könnten das bzw. die letzte sein, sagt Gore, „weil solche Geschichten, wie wir sie mit Dave erlebt haben, nichts Außergewöhnliches sind. So ein Tumor kann jeden erwischen – und wer weiß, ob er immer so schnell erkannt wird und so einfach zu entfernen ist wie bei ihm.“ 2009 hatte sich Sänger Dave Gahan in New York einen bösartigen Blasentumor wegoperieren lassen müssen.

Über 100 Millionen Alben

Gore, Hauptsongwriter der britischen Dauerbrenner, macht sich Gedanken über die eigene Halbwertzeit, weiß, dass 33 Jahre und über 100 Millionen verkaufter Alben etwas ganz Besonderes sind. Er bemüht sich, jeden gemeinsamen Moment in vollen Zügen zu genießen. „Was gar nicht so leicht ist, wenn du im tiefsten New Yorker Winter versuchst, ein Album zu mischen und nur denkst: Oh Gott, Hauptsache ich bin bald wieder zu Hause, wo es halbwegs warm ist. Aber ich muss sagen, dass mich das Ergebnis verdammt stolz macht, weil es sehr modern klingt.“

„Delta Machine“, das 13. Studio-Album des Trios, das am Freitag, 22. März, erscheint, dürfte sogar eines der stärksten ihrer gesamten Karriere sein, weil es mehr Frische und Dynamik aufweist als seine Vorgänger, mit intensiven Blues- und Gospel-Momenten glänzt. „Es ist weitaus direkter als die letzten Alben, die sehr cineastisch waren. Und es hat emotionale Tiefe. Nur: Ob wir deshalb gleich den Blues singen, wie einige Fans aufgrund des Titels vermuten, halte ich für anmaßend.“

Dabei profiliert sich gerade der dreifache Vater mit stilvollen Gitarrenriffs und verspricht für die anstehende Welttournee, die am 7. Mai in Tel Aviv startet, „eine sehr intensive Performance“. An diesem Samstag, 23. März, tritt die Band erst einmal bei Markus Lanz in dessen „Wetten, dass . .?“-Show auf.

Den drei Herren (neben Gore und Gahan noch Andrew Fletcher) sieht man die 50 nicht an, sie wirken rank, schlank, durchtrainiert – vor allem sind sie experimentierfreudig, hungrig und weltoffen geblieben. „Ich habe nie verstanden, wie man sich mit 40, 50 aufs Altenteil zurückziehen kann“, grinst Gore. „Wie kann man den Spaß an der Musik verlieren? Wie kann man aufhören, sich für das zu interessieren, was um einen herum passiert? Und was macht man dann den ganzen Tag?“

Zusammenarbeit mit Frank Ocean

Weshalb er und Dauerpartner Dave Gahan geradezu hyperaktiv sind. Sei es mit Gastauftritten auf dem jüngsten Album der Soulsavers (Gahan), als eine Hälfte des Techno-Projekts VCMG (Gore) oder als Überraschungsgast auf dem kommenden Werk von Rapper Frank Ocean – Depeche Mode verstecken sich nicht hinter der eigenen Erfolgsgeschichte, sondern sind flexibel, spontan und kollaborationsfreudig.

„Als wir in New York gearbeitet haben, kam jemand zu ins in Studio und meinte: Entschuldigt, aber Frank Ocean ist nebenan. Er würde sich wahnsinnig freuen, euch kennenzulernen. Ich wusste zuerst nicht, was ich sagen sollte“, so Gahan. „Ich hätte nie gedacht, dass er überhaupt weiß, wer wir sind. Aber wir haben uns so gut verstanden, dass Martin und unser Programmierer, Christoffer Berg, sogar noch an einem seiner Tracks mitgewirkt haben. Was ich toll fand.“

Und es unterstreicht die These, die Dave Gahan nur zu gerne kundtut: „Am Anfang unserer Karriere waren wir die Band, die niemand verstanden hat. Dann hat uns jeder kopiert. Und jetzt ist scheinbar jeder von uns beeinflusst. Was ein Riesenkompliment ist.“ Und sich in immer neuen Coverversionen manifestiert – gerade von Künstlern, von denen man es nie erwartet hätte, wie (aktuell) die schwedische Death Metal-Band Ghost.

Die Deutschland-Stationen der Depeche-Mode-Tour: 1. Juni München (Olympiastadion), 3. Juni Stuttgart (Mercedes-Benz-Arena), 5. Juni Frankfurt (Commerzbank-Arena), 9. Juni Berlin (Olympiastadion), 11. Juni Leipzig (Red-Bull-Arena), 17. Juni Hamburg (Imtech-Arena), 3. und 5. Juli Düsseldorf (Esprit Arena).

 
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