Ein vier Stunden dauerndes „Requiem für einen lachenden Gnom“ ist sein allerjüngstes Werk, einzelne Töne auf der Flöte vermischt mit Fußklopfern. Vom Publikum kommen verzweifelte Hilferufe, er solle doch bitte, bitte aufhören.
Selbstverständlich hat der Popstar dieses Video, dessen Titel sich auf eine 1967 von ihm veröffentlichte Single („The laughing Gnome“) bezieht, nur als Scherz für eine britische Hilfsorganisation zu Weihnachten aufgenommen. Doch völlig verändert ist er im Vergleich zu seinen Hochzeiten in den 1970er und 80er Jahren trotzdem. Alternder Rockstar sein, der immer noch so auftritt wie vor 30 Jahren, das will er auf keinen Fall. Er konzentriert sich kurz vor seinem 65. Geburtstag am 8. Januar vor allem auf seine Familie. Musikalisch geht es ruhig zu. Sein „neuestes“ Album datiert von 2003.
Fragen ohne Antworten
„Irgendwann kommen Sie im Leben an einen Punkt, wo Sie erkennen, dass es vielleicht drei oder vier Dinge gibt, die wichtig sind“, sagte er schon vor einigen Jahren. Kurz zuvor war seine Tochter zur Welt gekommen, sein erstes Kind mit seiner zweiten Ehefrau, einem somalischen Model. „Je älter Sie werden, desto weniger Fragen sind es, die Sie beschäftigen. Unglücklicherweise sind es Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Der Tod ist eine von ihnen.“
Unbehaglich, gestört, seltsam, gleichzeitig total faszinierend – so lässt sich ein großer Teil der Arbeit zusammenfassen, für die der Brite berühmt geworden ist. In den 1970er Jahren sorgte er als androgyner, stets in andere Rollen schlüpfender Ausnahmemusiker für Furore. Er schien Musiktrends vorauszusehen oder aber machte einfach sein eigenes Ding. Die Figur Major Tom und das Album „Space Oddity“ verschafften ihm 1969 Weltruhm, es folgten mittlerweile zu Kultalben avancierte Popgeschichten wie „The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“. „Heroes“ schrieb er 1977, während er in Berlin lebte. In den 1980er Jahren hatte er massentaugliche Hits wie „Let's Dance“ oder „China Girl“. Auch als Maler und Schauspieler versuchte sich Bowie – ein Gesamtkunstwerk eben. Sein Einfluss ist auch heute kaum zu unterschätzen, wenn etwa Lady Gaga Bowies Verwandlungen und Hang zum Futurismus imitiert. Ständige charakterliche, gesellschaftliche und äußerliche Persönlichkeitswechsel – Bowie hat sie kultiviert.
Seine Charaktere seien sich in einem ähnlich: „In dem Gefühl von Isolation. Die allgemeine menschliche Isolation ist eins der großen Themen, das sich durch mein ganzes Werk zieht.“ Allein ist das einst von Drogensucht geplagte Multitalent, das am 8. Januar 1947 in London als David Robert Haywood Jones geboren wurde, längst nicht mehr. Bowie lebt in New York und sieht seine Rolle vor allem als Familienvater. Texten sei ihm wichtiger als die Inszenierung. Grund dafür sei auch seine Tochter: „Sonst habe ich bald ein kleines Mädchen, das mir Fragen stellt: Warum hast du so etwas gerade kurz nach meiner Geburt geschrieben? Herzlichen Dank. Ich möchte vor allem ein verantwortungsbewusster Vater sein.“
Weltweit hat Bowie über 140 Millionen Tonträger verkauft. Als Schauspieler wirkte er u. a. in „Der Mann, der vom Himmel fiel“ (1976), „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ (1981), „Absolute Beginners“ (1986) „Die letzte Versuchung Christi“ (1988), „Twin Peaks – Der Film“ (1992) oder „Zoolander“ (2001) mit.