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Das Wunder blieb dem Geiger treu
schweinfurt Dieser Abend gehörte Augustin Hadelich: Dem jungen Geiger, der bereits im Alter von fünf Jahren das Violinspiel begann, seine ersten großen Auftritte unter den Fittichen des ehemaligen Generalmusikdirektors Jonathan Seers in Würzburg hatte, und bald darauf als Meisterschüler von Zukerman und Menuhin die ...
Von manfred herker
 |  aktualisiert: 17.10.2017 20:00 Uhr
Nun ist er mit 18 Jahren den Wunderkind-Schuhen entwachsen, musste 1999 zusätzlich durch einen lebensbedrohlichen Brandunfall schon die Brüchigkeit von Glück und Gesundheit erfahren. Doch das Wunder blieb ihm treu. So verzaubert er im ausverkauften Theater sein Publikum wie zuvor: mit seinem bravourösen Spiel, bei dem sich Brillanz und Innigkeit verbinden.

Mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter seinem neuen Chefdirigenten Sebastian Tewinkel betritt ein kleines Ensemble die Bühne, das sich durch ein ungemein lebendiges, sauberes Musizieren auszeichnet. Seine Transparenz füllt es mit homogenem Klang und gestalterischer Noblesse, sein Spiel funkelt durch agogische und dynamische Verfeinerungen. So etwa in den hingetupften Streicher-Miniaturen von Franz Schuberts "Fünf Menuette mit sechs Trios": Diese Petitessen zeichnen Stimmungsbilder ausgelassener Lebensfreude, grüblerischer oder zärtlicher Befindlichkeit.

Auch die Sinfonie Nr. 44 e-Moll von Joseph Haydn liebt die Kontraste, die Tewinkel durch das Herausarbeiten immer neuer Höhepunkte noch unterstreicht. So entsteht ein musikantischer, doch unsentimentaler Ablauf: das energische Allegro, das strenge Menuetto, und vor dem Staccato-betonten Finale das friedvoll-elegische Adagio, das sich Haydn ja für die eigene Beerdigung gewünscht haben soll.

Dann Begrüßungsapplaus für Hadelich. Schon in Franz Schuberts Rondo A-Dur für Violine und Streichorchester beweist der junge Künstler sein hervorragendes Können. Voller Anmut die Adagio-Einleitung, dann die makellose Beherrschung schwierigster Passagen im Allegro giusto: Unbekümmert, so scheint es, stürzt sich Hadelich immer wieder in neue virtuose Abenteuer, die er glänzend besteht.

Das sehr bekannte Mozart-Violinkonzert A-Dur ist eine funkelnde Mixtur aus der italienischen und französischen Geigen-Tradition, aus Wiener Melodik und der Kantabilität der italienischen Oper. Hier wird vollends hörbar, dass Hadelichs Amati-Geige von 1651 ihrem Spieler hinsichtlich Strahlkraft und Wärme des Tons doch einiges schuldig bleibt: Sie ist sicher besser als Kammermusik-Instrument geeignet.

Dennoch entfaltet Hadelich alle Schönheiten des Konzerts: Mit beseeltem lyrischem Spiel, bei dem er etwa in der "großen Arie" des Adagio den Tönen nachzulauschen scheint. Zupackend dann der "alla turca"-Teil des Finales, das zart und leise verklingt. Für die nicht endenden Applaus-Stürme des begeisterten Publikums bedankt sich Augustin Hadelich mit einem Feuerwerk: einer fingerbrecherischen Caprice von Paganini.

Den Schlusspunkt setzt er mit einer Loure aus einer Bach-Partita voller Ernst und edler Schönheit.

 
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