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WÜRZBURG
Das "Sams" ohne Rüssel
Am Anfang  stand  so ein Gefühl       -  Respektlos, vorlaut                                                                                                                                             und mit Rüsselnase:                                                                                                                                                              das Sams auf einer                                                                                                                                                              Handzeichnung von                                                                                                                                                              Paul Maar.                                                                                                                                                                                     Foto: Galerie Müller
| Respektlos, vorlaut und mit Rüsselnase: ...
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 28.10.2016 03:54 Uhr

Paul Maar ist nicht nur ein sehr erfolgreicher Kinderbuchautor. Viele seiner Geschichten hat er auch selbst illustriert. Seine berühmteste Figur – das Sams – hat er natürlich ebenfalls bis ins Detail entworfen. „Ich hatte das Gefühl, nur ich weiß, wie das Sams auszusehen hat.“

Doch in jüngster Zeit gab es eine Änderung. Das Sams hat seine Rüsselnase verloren – ohne dass dies mit Paul Maar abgesprochen war. Dennoch hat der Autor nicht protestiert. Der Grund: Das Sams, das mittlerweile in gut 30 Sprachen übersetzt wurde, gibt es nun auch auf Arabisch. „Darauf bin ich sehr stolz“, sagt der Autor. Aber als er die erste Ausgabe in den Händen hielt, war er sehr verwundert. „Ich dachte mir, nanu, das Sams hat ja eine rote runde Nase wie ein Clown.“ Schnell war Paul Maar klar, warum sein Sams seine Rüsselnase verlor. „Das Schwein gilt im Islam als unreines Tier. Deswegen können Muslime ihren Kindern nicht eine Identifikationsfigur vorsetzen, die etwas Schweinisches an sich hat.“ So wurden die Nasenlöcher wegretuschiert. Der Inhalt sei aber nicht angetastet worden. „Darauf kommt es mir an, nicht auf die Nase.“


Schreiben und Illustrieren – das gehört bei Paul Maar seit vielen Jahren zusammen. Zuerst wollte er aber nicht Autor, sondern bildender Künstler werden und hat ein Studium an der Kunstakademie in Stuttgart begonnen. „Doch schon damals hat mich meine Liebe zur Literatur eingeholt.“ Während seines Studiums hat Paul Maar eine Funkerzählung für den Süddeutschen Rundfunk verfasst. Deshalb hieß er in der Akademie nur „Der Dichter“. Er spürte schnell, dass ihm das Schreiben noch mehr Spaß macht als das Malen. „So bin ich Autor geworden.“

Vor dem Schreiben und Malen kam jedoch das Lesen. Früh entwickelte der 1937 in Schweinfurt geborene Paul Maar eine Leidenschaft dafür. Im Ernst-Sachs-Bad war einst das Amerikahaus beheimatet. Dort konnte er sich kostenlos Bücher ausleihen – allerdings nur Literatur für Erwachsene. Das hat Paul Maar jedoch nicht gestört, im Gegenteil. Er las die deutschen Übersetzungen von US-Autoren wie Ernest Hemingway oder William Faulkner. Auch Krimis hat er dort entdeckt, zum Beispiel von Raymond Chandler oder Dashiell Hammett.

Ein guter Zuhörer

Doch bevor Paul Maar eine Leseratte wurde, war er ein guter Zuhörer. Einen großen Einfluss hatte „Opa Schorsch“, bei dem der heute 78 Jahre alte Autor einige Zeit seiner Kindheit verbrachte. Der Großvater hatte in Obertheres (Lkr. Schweinfurt) eine Gastwirtschaft. „Abends saß er bei seinen Gästen und erzählte kleine Episoden aus dem Dorf. Die waren allerdings zum Teil erfunden.“ Enkel Paul kam ihm öfters auf die Schliche. Doch Opa Schorsch hatte eine gute Erklärung für seine kleinen Flunkereien parat. „Weiß Du“, habe er gesagt, „bei einer Geschichte ist es nicht wichtig, dass sie unbedingt ganz wahr ist, sondern dass sie gut erzählt wird.“

Auch Paul Maar wurde ein guter Erzähler. Er dachte sich Geschichten für seine Kinder aus, schrieb sie auf und las sie vor. Aus ihnen setzt sich sein erstes, 1968 erschienenes Kinderbuch zusammen: „Der tätowierte Hund“. 1973 wirbelte das Sams erstmals das Leben von Herrn Taschenbier durcheinander. 1980 dann, an einem Samstag, kam das Sams zurück – und seither immer wieder.

 
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