SCHWEINFURT
Das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt betrachtet die Welt der Arbeit

Hans Herrmanns „Fischmarkt in Amsterdam“ aus dem Jahr 1885, frisch befreit vom vergilbten Firnis, zeigt Händler, Marktfrauen, Dienstboten, Arbeiter und Fischer, die ganz in ihren Geschäften aufgehen. All diese Menschen sind kleine Leute – ihre Herrschaft begibt sich selbstverständlich nicht persönlich auf die nassen Steinplatten des Fischmarkts. Das Bild ist eines der Hauptwerke der kleinen Schau „Fron, Freude, Feierabend“ mit Genremalerei und Porträts aus der Sammlung im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. Eine eigene Ausstellung war ursprünglich gar nicht vorgesehen, nun ist es eine Betrachtung über das Thema Arbeit und Alltag geworden, die bis 30. November im Spitzweg-Saal zu sehen sein wird. Die Spitzwegs wiederum haben ihr angestammtes Domizil im zweiten Obergeschoss bereits in Richtung Sonderausstellung verlassen, die ab 13. April läuft. Die Wände des Saals sind nun nicht mehr tiefrot, sondern eher lindgrün. Museumsleiterin Sigrid Bertuleit stellt ihrer Auswahl ein Zitat von Friedrich Engels voran, das wunderbar auf die Gegenwart passen würde: „Die schrankenlose Spekulation endete in einem allgemeinen Krach.“ Die Ausstellung „Fron Freude, Feierabend“ ist freilich keine Anklage sozialer Missstände aus der Frühzeit der Industriegesellschaft. Darstellungen der Arbeitswelt sind in der Kunst des 19. Jahrhunderts – außerhalb Englands – ohnehin selten, so gut wie keine finden sich interessanterweise in der Sammlung des Industriellen Georg Schäfer. Immerhin: Paul Meyerheims „In der Werkhalle beim Lokomotivenbau“ von 1872/73 zeigt die rohe Arbeit am glühenden Stahl bei der Berliner Firma Borsig.
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