Es sind Träume, aus denen die Musik, oder besser die bunte, fantasievolle Musikkulisse mit Geräuscheinlagen zu "Puzzles and Games from ,Alice in Wonderland'” entsteht. Im Traum ist alles möglich. Usuk Chin sagte im Einführungsgespräch zum Mozartfestkonzert im Kaisersaal der Residenz, Träume seien wichtige Elemente bei ihrer Kompositionsarbeit. Trotzdem kommt auch der Intellekt bei ihren feingesponnenen Klangerfindungen, bei ihrer Liebe zu Wortspielereien, nicht zu kurz. Ihrer vielschichtigen, irgendwie zeitlosen Komposition einen Stempel wie „modern” aufzudrücken, wäre zum Scheitern verurteilt.
Solistin dieser Uraufführung der Ensemblefassung im Auftrag des Mozartfests war Nika Goric. Mit phänomenaler Wandlungsfähigkeit und schauspielerischer Gestik durchstreifte die Sopranistin lautmalerisch die musikalische Palette vom Katzengejaule über stotternde Wortfetzen, witzige Schnellsprecheinlagen bis zum „lautesten Wiegenlied aller Zeiten”, bei dem ein Müll-Schlagzeug lärmende Beigabe ist.
Mitglieder der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker unter der temperamentvollen Leitung von Pablo Heras-Casado ließen sich willig in diesen genialen Nonsens hineinnehmen. Ihre wahren, üppig, klassisch-romantisch-impressionistischen Fähigkeiten zeigten sie - in voller Besetzung - in der klangschönen Wiedergabe von Maurice Ravels Orchesterfassung von "Le Tombeau du Couperin" und der durchdachten, durchfühlten, anrührend in romantischer Düsternis badenden Interpretation von Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550. Standing ovations. Zugabe eines Scherzos von Robert Schumann.