Er ist der Rächer der genervten Leser: Wenn Denis Scheck in seiner Sendung „Druckfrisch“ die literarischen Blindgänger auf den Bestsellerlisten abwatscht, dann stöhnt der Literaturbetrieb – und das Publikum freut sich. „Wäre dieses Buch ein Pferd, man müsste es erschießen“, heißt es bei Scheck schon mal, eine andere Schwarte „lese sich wie mit dem Faustkeil geschrieben“, von „literarischer Zuckerwatte“ und „Stammtisch-Witzischkeiten“ ist die Rede.
So manches Buch wirft der beleibte Kritiker dann mit Schwung und einem spitzbübischen Grinsen im Gesicht in den Papierkorb. Jetzt feiert Schecks polarisierende Literaturshow „Druckfrisch“ zehnten Geburtstag: Am Sonntag, 24. Februar, läuft im Ersten die Jubiläumsausgabe der Sendung, die zeigt, dass Bücher und Fernsehen vielen Unkenrufen zum Trotz doch zusammenpassen.
Jährlich 90 000 Neuerscheinungen
„Ich kann mir ohne Bücher kein irdisches Glück vorstellen“, sagt Denis Scheck, der zu Deutschlands einflussreichsten Literaturkritikern zählt. Rund 580 000 Lesefans (2012) schalten zu später Stunde ein, wenn der Schwabe den meinungsfreudigen Führer durch den Bücherdschungel mit seinen jährlich rund 90 000 Neuerscheinungen gibt.
Kein Wunder, dass dem 48-Jährigen in der Jubiläumssendung viele Starautoren gratulieren: Scheck ließ sich von Martin Walser beim Kofferpacken helfen, plauderte in Paris mit dem Schriftsteller-Ehepaar Siri Hustvedt und Paul Auster, in Istanbul ging er mit Nobelpreisträger Orhan Pamuk ins Museum, in Edinburgh traf er Joanne K. Rowling („Harry Potter“), in Toronto schaukelte er mit Margaret Atwood. Weitere Abstecher führten ihn nach Kapstadt, Jerusalem und Tokio – der ARD-Mann gönnte sich eine intellektuelle Weltreise. Gespräche mit Autoren an ungewöhnliche Drehorten, originell bebilderte, schnell geschnittene Beiträge, Moderationen, die irgendwo zwischen Comedy, Feuilleton und Videoclip angesiedelt sind: 2011 bekam Denis Scheck für „Druckfrisch“ den Deutschen Fernsehpreis.
Doch ausgerechnet kurz vor dem Jubiläum geriet der Kritiker nun selber in die Kritik: In der Januar-Ausgabe trat er mit schwarz geschminktem Gesicht auf, um dagegen zu protestieren, dass aus einigen Kinderbuchklassikern wie „Pippi Langstrumpf“ Begriffe wie „Neger“ gestrichen werden – diesen Auftritt fanden viele Zuschauer rassistisch. Die Redaktion verteidigte den Beitrag indes als Satire: „,Druckfrisch’ ist ohnehin eine Sendung, die gerne mit dem Mittel der Überspitzung arbeitet“, heißt es in einer Stellungnahme.
Ironische Überspitzung
Als ironische Überspitzung darf man es auch wohl verstehen, dass Scheck in der Geburtstagsausgabe seiner Sendung die Top Ten seit der Erfindung des Buchdrucks vorstellen will. Ob der Stuttgarter mit der schütteren Haarpracht, dem man seine Leidenschaft für Kochen und gutes Essen ansieht, darin nur Werke der Hochkultur auflisten wird? Immerhin ist Scheck auch bekennender Fan von Comics und Science-Fiction-Literatur, als leidenschaftlicher Hobbykoch nennt er zudem mehrere Hundert Kochbücher sein eigen.
Triefend ironisch wird der Mann mit den markanten Ohren nicht nur bei seinen lustvollen Verrissen, sondern auch bei seinen Leseempfehlungen: „Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue“, lautet Schecks Floskel, wenn er den Zuschauern einen Roman, einen Gedichtband oder ein Manga-Album ans Herz legt.
Der Titelheld der Fernseh-Kultserie „Sledge Hammer“ pflegt diesen Satz zu sagen – bevor er mal wieder verheerenden Mist baut . . .