Er ist eine britische Rock-Legende, wurde auch schon „weißer Ray Charles“ genannt: Am kommenden Sonntag (12. Mai) feiert Steve Winwood seinen 65. Geburtstag. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Im Juni tourt er durch Großbritannien, danach tingelt er durch Europa und Amerika. „Musik ist mein Leben“, erzählte er kürzlich einer Zeitung.
Er habe schon früh gewusst, dass er Musiker werden wollte, sagte Winwood, der 1948 in Birmingham geboren wurde. Er beherrschte Gitarre und Klavier schnell, konnte etwas auswendig nachspielen, das er nur einmal gehört hatte. Und er begleitete seinen Vater, einen Musiker: „Ich ging mit ihm mit, wenn er Gigs hatte, auf Hochzeiten oder so spielte. Und war ein Mitglied der Band.“ Damals war Winwood gerade mal neun.
Später spielte er in der Gruppe seines älteren Bruders Muff. Danach gründeten sie zusammen mit Spencer Davis die Spencer Davis Group, die in den 1960er Jahren mehrere Nummer-eins-Hits landete („Keep on running“, „Somebody help me“). Mittelpunkt der Band wurde schon bald der junge Winwood, der Leadsänger, Pianist, Organist und Komponist in einer Person war. Er war gerade mal 18, als er mit dem Song „Gimme some Lovin'“ Musikgeschichte schrieb.
Zum Erfolg trug Winwoods außergewöhnliche Soul-Stimme bei. Eric Clapton sagte einmal: „Er war noch jung, aber wenn er 'Georgia' sang und man dabei die Augen zumachte, hätte man schwören können, dass da Ray Charles singt. Musikalisch war er ein alter Mann in der Haut eines Jungen.“ Auch Billy Joel reagierte begeistert: „Er hatte die großartigste Stimme, dieser dünne, kleine englische Junge, der wie Ray Charles sang.“ Nach seinem Abschied von der Spencer Davis Group gründete Winwood seine eigene Band, Traffic.
Sie spielte auf den frühen Alben psychedelischen Rock, der von den Beatles beeinflusst war, landete Hits wie „Paper Sun“ oder „Hole in my Shoe“. Danach machte Winwood Solokarriere. Mit Alben wie „Back In The High Life“ oder „Arc Of A Diver“ war er erneut in den Charts. Als Studiomusiker spielte er mit vielen anderen Größen wie Jimi Hendrix, Tina Turner, David Gilmour, Phil Collins, Christina Aguilera, Mike Oldfield, Howlin' Wolf oder Marianne Faithfull. Eine spezielle Beziehung hat er zu Eric Clapton.
Immer mal wieder mit Eric Clapton
Die beiden standen immer mal wieder zusammen auf der Bühne, zum Beispiel im Jahr 1969 im Londoner Hyde Park vor mehr als 100 000 Zuschauern als Mitglieder der als Supergroup gehandelten Band Blind Faith, zu der noch der ehemalige Cream-Schlagzeuger Ginger Baker (auch Gitarrist Clapton war bei Cream gewesen) und Ex-Family-Bassist Ric Gretch gehörten, oder erst vor wenigen Jahren wieder auf einer gemeinsamen Welttournee.
Bereut hat Winwood, der verheiratet ist, vier Kinder hat und in Gloucestershire wie auch Nashville lebt, nichts. „Vielleicht habe ich ein bisschen zu viel Gras geraucht in meinen frühen Tagen“, sagte er dem Magazin „GQ“. „Doch das hat zu einigen interessanten Aufnahmen geführt, also bereue ich nicht mal das.“
In Winwoods Leben dreht sich weiterhin fast alles um die Musik. Er habe Glück gehabt, von seiner Leidenschaft leben zu können, sagte er mal. Und das werde er so lange tun, wie die Leute ihm zuhören. „Um ehrlich zu sein“, fügte er an, „auch wenn mir niemand zuhören würde, würde ich Musik machen.“