Mick Rogers, geboren am 20. September 1946, spielte ursprünglich Kontrabass und stieg dann auf die Gitarre um. In den Sechzigern spielte der Engländer in mehreren Bands, bevor er Anfang der Siebziger mit dem Keyboarder Manfred Mann die Earth Band gründete – und Hits produzierte, die aus der Geschichte der Rock- und Popmusik nicht wegzudenken sind. Am 5. April (Beginn um 20 Uhr) tritt Manfred Mann's Earth Band in der Würzburger Posthalle auf.
Frage: Sie sind noch immer fleißig mit Manfred Mann's Earth Band auf Tour. Werden Sie denn gar nicht müde?
Mick Rogers: Natürlich ist das Reisen ermüdend. Aber das ist schon in Ordnung. Du musst es ja in Kauf nehmen, um zu den Konzerten zu kommen. Es ist in jedem Fall gut, on the Road zu sein und Konzerte zu spielen.
„There's a fire deep inside burning strong“ singen Sie in „Rock 'n' Roll Days“ auf Ihrem Solo-Album „Sharabang“. Auch in Ihrem Inneren scheint noch das Feuer des Rock 'n' Roll zu brennen . . ..
Rogers (lachend): Oh, ja, schon. Das brennt seit den späten 50er Jahren und es brennt immer noch, absolut.
Das Reisen und die Konzerte sind auch eine körperliche Herausforderung. Wie halten Sie sich fit?
Rogers: Ich schwimme viel, ich spiele so viel Tennis, wie es mir möglich ist und ich glaube, dass mich vor allem mein Hund fit hält. Wenn ich zu Hause bin, bin ich oft mit ihm unterwegs. Auch das Musikmachen selbst hält einen fit und den Geist wach.
An Rente scheinen Sie nicht zu denken . . .
Rogers: Auf keinen Fall. Als Musiker geht man nicht in Rente. Ich werde nie aufhören zu spielen.
Wer kommt zu Ihren Konzerten: Sind das lauter Fans, die mit der Band alt geworden sind, oder sind auch jüngere Leute im Publikum?
Rogers: Unser Publikum ist gemischt und das ist großartig. Es sind auch junge Leute dabei, was motivierend ist. Ich denke, die Jungen werden auf uns durch Klassik-Rock-Sendungen im Radio aufmerksam. Und junge Leute gehen einfach gerne zu Live-Auftritten. Es gibt ja viele Bands wie uns, die schon seit Jahrzehnten erfolgreich touren.
Sie spielen bei den Konzerten sicherlich die alten Hits wie „Blinded by the Light“ oder „Davy's on the Road again“.
Rogers: Klar tun wir das. Wie Mark Knopfler mal gesagt hat: „Ich habe zwar auch andere Bands, aber ich muss auch meine Diamanten spielen.“ Was heißt, er muss eben auch Dire-Straits-Hits bringen. Auch von uns erwarten die Leute einfach die alten Hits.
Und ganz alte Manfred-Mann-Songs, die noch vor der Zeit der Earth Band entstanden sind, etwa „Mighty Quinn“ oder „Do wah Diddy“?
Rogers: Die spielen wir natürlich auch. Ich erinnere mich an ein Konzert vor ungefähr zwei Jahren. Ich kam zu den Zugaben auf die Bühne und begann, just for fun, mit „Do Wah Diddy“. Seitdem haben wir es in der Show. Die Leute mögen es einfach. Ich denke „Mighty Quinn“, der ja ursprünglich aus den Sechzigern kam, war auch ein kleinerer Hit für die Earth Band, als wir anfingen. Auch dieser Song ist sehr populär und wir spielen ihn.
Ist es denn nicht langweilig, über Jahrzehnte hinweg immer die gleichen Lieder zu spielen?
Rogers: Nein, denn wir improvisieren ja auch. Das hält die Songs frisch. Natürlich müssen wir im Grunde die Arrangements der Songs spielen, aber es gibt doch Abschnitte oder Solos, bei denen wir auf ein anders Level gehen können. Ich arbeite gerade an einem Projekt mit einer neuen Band. Wir wollen Material von den ersten sechs Earth-Band-Alben nehmen, die die Earth Band nicht spielt. Das wird interessant. Außerdem habe ich eine Rockabilly-Band und eine Blues-Band. Es ist schon nett, unterschiedliche Sachen zu spielen. Das hält mich auch frisch für die Earth Band.
Wie fühlt sich das denn an, die alten Songs jetzt zu spielen: Fühlen Sie sich dann wieder jung? Kommen da nostalgische Gefühle auf?
Rogers: Also wenn ich Dinge aus den Fünfzigern spiele – das hat was mit Nostalgie zu tun. Aber „Mighty Quinn“ zum Beispiel fühlt sich noch völlig up to date an, sogar wenn ich es jeden Abend spiele..
Ihr Solo-Album „Sharabang“ ist 2013 erschienen. Haben Sie Pläne für ein neues Soloalbum?
Rogers: Ja. Aber das wird ganz anders. „Sharabang“ sollte eigentlich ein Album mit viel hartem Rock werden. Aber die Leute, die es finanziert haben, meinten, ich sollte vor allem Coverversionen aufnehmen. Das wollte ich eigentlich nicht. Das nächste Album soll auf alten Rockabilly- und Blues-Titeln basieren. Ich freue mich wirklich darauf, denn so etwas will ich seit Jahren machen.
Gegen Ihre Coverversionen ist aber doch nichts zu sagen! „I heard it through the Grapevine“ rockt genauso gut wie die starke Version von Creedence Clearwater Revival und Ihren „Joker“ finde ich besser als das Original von Steve Miller . . .
Rogers: Ich sage ja nicht, dass ich die Coversongs nicht mag. Und die Jungs, die an dem Album mitgespielt haben, waren einfach großartig. Es hat schon Spaß gemacht. Es war halt nur so, dass das Album in eine andere Richtung lief, als ich geplant hatte.
Und Sie sind auch schon dabei, am neuen Album zu arbeiten?
Rogers: Ja. Aber ich habe die Einrichtung meines Studios erneuert. Was dazu geführt hat, dass ich erst einmal diese ganzen furchtbaren Computerprogramme lernen musste – eine Plage! Ich bin Musiker, nicht Programmierer. Aber es ist eine notwendige Plage und ich habe gemerkt: Wenn man erst einmal mit den Computersachen angefangen hat, macht es Spaß.