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DARMSTADT
Das ausgewanderte Ich von Rainald Goetz
dpa
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:00 Uhr

Der Schriftsteller Rainald Goetz hat den renommierten Georg-Büchner-Preis erhalten. Dem 61-Jährigen wurde die mit 50 000 Euro dotierte Auszeichnung im Darmstädter Staatstheater verliehen. „Das Leben zerstört die innere Stimme. Nie war ich beim Schreiben so unsicher wie heute, das Ich ist ausgewandert“, sagte der Autor von Werken wie „Johann Holtrop“ und „Irre“ vor ausverkauftem Haus. Die Ehrung gilt als wichtigste literarische Auszeichnung in Deutschland.

Goetz habe sich „mit einzigartiger Intensität zum Chronisten der Gegenwart und ihrer Kultur gemacht“, hieß es in der Begründung der Jury. Dabei habe er immer wieder neue Formen und Medien erprobt. „Getragen von einer weiten Bildung, von einem empfindlichen historischen Bewusstsein und in einer Sprache von beobachtender Kühle, satirischer Deutlichkeit und leidenschaftlicher Expressivität.“

„Es hilft sehr, dass der Büchner-Preis im Namen eines Außenseiters vergeben wird“, befand der in Berlin lebende und mehrfach ausgezeichnete Autor in seiner Ansprache. Vor 32 Jahren hatte er seinen Debütroman „Irre“ veröffentlicht, in dem er über seine Zeit als Nervenarzt berichtete. Seiner Meinung nach könnten Schriftsteller gar nicht politisch sein – dafür seien sie mit ihrer Arbeit nicht schnell genug. „Literatur stellt sich der Welt, aber langsam. Unendlich langsam.“ Politik sei die Sache des Journalismus. Allerdings könnten sich Schriftsteller auch der Methoden des Journalismus bedienen, etwa bei der Recherche, so Goetz.

„Es gibt vermutlich nur wenige deutsche Autoren der Gegenwart, die öfter noch einmal angefangen haben, als Rainald Goetz“, sagte der Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, Jürgen Kaube, in seiner Laudatio. „Der Psychiater wurde zum Punkliteraten.“ Dieses „ständige Neuanfangen“ habe auch Auswirkungen auf seine Leser, die sich stets fragten, was er wohl als Nächstes mache.

Zu den früheren Gewinnern des Georg-Büchner-Preises zählen Erich Kästner (1957), Heinrich Böll (1967), Martin Walser (1981) und Friedrich Dürrenmatt (1986).

 
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