Clueso kam und alle nickten. Der Mann bewegte die Herzen, Leiber und Köpfe der Dreitausend, die die Würzburger Posthalle am Samstag bis auf den letzten Platz füllten. Die blieb natürlich unbestuhlt, denn die Freunde des erfolgreichen Songwriters wollten tanzen oder sollten sich zumindest in den Hüften wiegen.
Damit das schön funktioniert, spielte Clueso (sprich: Klüsó) mit seiner Band durchweg sehr rockig. Für Druck sorgten unter anderem zwei Gitarristen und drei Bläser. Mit Bassistin und Posaunistin lag der Frauenanteil branchenunüblich hoch. Im Publikum hatten die Mittzwanzigerinnen eine noch solidere Mehrheit, aber es ließen sich auch viele männliche Charakterköpfe und -bodys jedweder Sorte erblicken.
Beide Geschlechter vereinten sich im Mitsingen, oft inklusive Strophe – die Unterstützung des früheren Rappers dort droben auf der Bühne beschränkte sich keineswegs auf die Refrains. Manches Lied floss manchem Gast vom ersten bis zum letzten Wort über die Lippen, und das nicht nur vorne bei den erwartbar eingefleischten Fans, sondern bis ins hintere Drittel der Halle.
Der Künstler legte aber auch Wert auf Teilhabe. Wenn er mal einen Song anstimmte, bei dem nicht ab Takt fünf die Hände in die Luft flogen, sei es zum Mitklatschen oder zum bloßen ausdrucksvollen Schwenken, dann animierte er die Seinen recht zielbewusst. Und wenn er sich dann über „diese geile Energie“ freute, dann schien das ganz persönlich für dieses individuelle Publikum an eben diesem letzten Septemberabend gemeint zu sein. Interaktion mit einem Saalvoll Fans, das gelingt dem Erfurter total locker und glaubhaft. Der Typ ist einfach sympathisch.
Nur eins scheint ihm misslungen zu sein: ein „Neuanfang“. Den Titelsong seines jüngsten Albums konnte schon wieder jeder mitsingen, als wäre er ein Oldie. Da fragt man sich nicht länger, was das eigentlich für Umfragen sind, in denen Clueso alle Nase lang den Herbert Grönemeyer abhängt.
Die Arrangements – rockig, Midtempo, präziser Gruppensound. Wenn Solo, dann effektvoll: Wahwah-Pedal für die Gitarre, Überblasen fürs Altsaxophon. Der Keyboarder akzentuierte öfter den Rhythmus, als dass er den Bühnenklang hinten dicht gemacht hätte, und eben das unterschied die Clueso-Musik knapp, aber wesentlich vom Mainstream. Stilistisch breit angelegt, bekam jeder Song obendrein seine eigene visuelle Projektion. Da sollte keine Langeweile aufkommen, auch wenn der Musiker auf jeden originellen Einfall verzichtete.