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WÜRZBURG
Claudia Kraus: Zwischen "Tschick" und "Buddenbrooks"
Claudia Kraus
Foto: Anne Ida Helmer | Claudia Kraus
Martina Häring
 |  aktualisiert: 28.02.2014 15:19 Uhr

Warum Claudia Kraus Schauspielerin geworden ist? „Jemand hat einmal zu mir gesagt: 'Das ist gut, was Sie da auf der Bühne machen. Weiter so.' Das hat mich motiviert.“ Dass die zierliche 34-Jährige mit den großen blauen Augen für ihren Beruf brennt, spürt man sofort, wenn sie darüber spricht, immer mit Nachdruck und nach Worten ringend. Seit dieser Spielzeit ist sie festes Ensemblemitglied am Würzburger Mainfranken Theater.

Die Geschichte, die Claudia Kraus zum Theater gebracht hat, geht so: Mit 14 Jahren liest sie in der Zeitung von einer Jugendtheatergruppe und sieht sich ein Stück an, das die jungen Leute selbst geschrieben haben. Es geht um Ausländerfeindlichkeit – ein großes Thema in ihrer sächsischen Heimat, wo nach der Wende vor allem Jugendliche nach Orientierung suchen. Nach dem Stück ist sie sprachlos, weiß: Das will ich machen. „Ich fand es einfach toll, dass Jugendliche ihre Stimme erheben können.“

Sie tritt der Theatergruppe bei, nach dem Abitur beginnt sie ein Schauspielstudium in Frankfurt am Main. Dort fühlt sie sich vom ersten Moment an wohl. „Das war eine Spielwiese für mich, ich habe das extrem genossen.“ Auf der Schauspielschule lernt sie, sich so anzunehmen, wie sie ist. „Man geht auf die Bühne, weil man nichts zu verstecken hat. Im Gegenteil.“

Kraus ist zunächst am Hessischen Staatstheater Wiesbaden engagiert, dann am Schauspiel Bonn, am Staatstheater Saarbrücken und zuletzt fest am Theater Chemnitz. Unter anderem ist sie die Elise in Molieres „Der Geizige“, Sophie Scholl in „Die Weiße Rose“ und Elisabeth in Schillers „Don Carlos“. Zwischendurch versucht sie es auch als freie Schauspielerin, um sich einen Wechsel und eine Verschnaufpause zu gönnen. Das ist schwieriger als gedacht: „Man braucht ein gutes Netzwerk, um das spielen zu können, was man will. Und man muss dafür geschaffen sein.“

Deshalb ist Claudia Kraus froh, mit dem Mainfranken Theater wieder fest an einem Haus zu sein. „Da fühle ich mich wohler.“ Gegen die Erkenntnis, dass das Theater für sie auch so etwas wie ein Zuhause ist, hat sie sich manchmal gewehrt, heute akzeptiert sie es. In den Tschechow-Einaktern „Der Heiratsantrag/Der Bär“ konnte man sie als streitende Gutsherrentochter erleben, die später zur trauernden, aber immer noch kampflustigen Witwe wird und zum Schluss einer aufkeimenden Liebe erliegt. Dass es nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen manchmal Zoff gibt, findet sie nicht nur normal, sondern sogar wichtig: „Man muss eine Streitkultur entwickeln. Durch die Reibung entstehen oft tolle Sachen.“ Und: „An einem guten Theater kann es auch mal krachen, und dann ist es auch wieder gut.“

Claudia Kraus spielte auch in „Der Bus“ in den Kammerspielen und ist derzeit im Großen Haus als Tony Buddenbrook zu sehen. „Ich mag Thomas Mann, und ich mag Familiengeschichten. Und die Tony ist eine große Herausforderung für mich“, sagt sie. Derzeit steht sie auch in dem Jugendstück „Tschick“ auf der Bühne (siehe Kulturseite).

Zudem ist Claudia Kraus an dem neuen Format „Freitag Nacht“ beteiligt, das jüngeres Publikum anlocken und die Zuschauer an unbekannte Theaterorte führen soll. Die Idee für das Motto der ersten Ausgabe, „Von Maklern, Mietern und Miethaien“, hatte Kraus, als sie, wie viele ihrer Kollegen, in Würzburg auf Wohnungssuche war. Was sie da von Maklern zu hören bekam, war nicht immer nett . . .

 
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