
Von Anfang an ging die Post ab bei der Classic Rock Night in der mit rund 2000 Zuhörern gefüllten Würzburger Posthalle, mit vier Bands, die in den sechziger, siebziger, auch noch Anfang der achtziger Jahre viel Ruhm und Geld anhäuften und jetzt wieder auf Tournee gehen, gemeinsam: die deutsche Gruppe The Rattles, dazu aus England The Sweet, Slade und Smokie.
Entsprechend bunt gemischt war das Publikum: Ältere auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Mittelaltrige, die am meisten mithüpften und am lautesten mitbrüllten, wenn die vielen Nummer-eins-Hits gespielt wurden oder von der Bühne herab immer wieder gefragt wurde: „Hey, Wurzburg (auch Wörzbörg), do you feel good?“ oder „Do you have a good Time?“ Und dann waren da noch die Jüngeren, von denen manche ihr Stehvermögen wohl überschätzten und den Abend als Alkoholleichen beendeten.
Es war ein durch und durch solides Konzert, das bis kurz nach Mitternacht dauerte. Die Umbau-Pausen waren ein bisschen lang, was aber auch daran gelegen haben mag, dass sich die Musiker selbst um Anschlüsse und Soundcheck kümmern mussten. Früher taten das Hilfskräfte. Bei zwei Bands hat sich der Klang ziemlich verändert: The Sweet um den Gitarristen Andy Scott sind lauter, rockiger geworden, etwa bei „Co-Co“, „Wig-Wam Bam“ oder „Fox on the Run“, und natürlich bei „The Ballroom Blitz“. Bei Smokie – aus der Startformation ist nur noch Bassist Terry Uttley dabei – prägt seit 1995 Sänger Mike Craft mit einer rauen, kratzenden Stimme den Sound, der nicht mehr so weichgespült ist wie noch zu Chris Normans Zeiten, was zu hören war bei „Lay back in the Arms of someone“, „Take good care of my Baby“, „Mexican Girl“, „Needles and Pins“, „Have you ever seen the Rain“ und, logisch, „Living next Door to Alice“, mit dem Zusatz „Who the Fuck is Alice?“.
Den Auftakt hatten um 18.45 Uhr die Rattles gemacht, fast durchweg mit Coverversionen von Krachern wie „Mona“, „Twist and shout“ „Great Balls of Fire“, „Woolly Bully“, und ihrem Hit „The Witch“. Enttäuschend eigentlich nur der ziemlich kurze Auftritt von Slade. Schlagzeuger Don Powell und Gitarrist Dave Hill aus der Gründungsformation sind offenbar arg in die Jahre gekommen. Bei „Far, far away“, „Coz I luv You“ oder „Cum on feel the Noize“ trafen sie aber doch in die Herzen ihrer mit ihnen gealterten Fans.