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HAMBURG
Christian Quadflieg: Landarzt liest Schiller
dpa
 |  aktualisiert: 08.04.2015 16:56 Uhr

Schon mit zwölf Jahren begleitete Christian Quadflieg seinen Vater Will Quadflieg (1914 bis 2003) ins Hamburger Schauspielhaus, um ihn auf der Bühne zu bewundern: „Von Schillers ,Don Carlos‘ mit Gustaf Gründgens als König Philipp und meinem Vater als Marquis Posa habe ich alle 36 Vorstellungen gesehen“, erinnert sich Quadflieg. „Für die schulischen Leistungen war das sicher nicht förderlich“, schmunzelt der Darsteller, der am Samstag 70 Jahre alt wird. Für ihn habe kein Zweifel bestanden, dass er auch Schauspieler werden wollte. Obwohl der berühmte Vater ihn gewarnt hatte: „Auf der Bühne bist du alleine. Da nützt es dir nichts, dass du mein Sohn bist.“

Als er bei der Aufnahmeprüfung an der Bochumer Schauspielschule zunächst durchfiel, brach für ihn eine Welt zusammen. „Aber dann hat es ja doch noch geklappt!“ Nach Engagements in Oberhausen, Wuppertal und Basel machte sich der gut aussehende junge Mann selbstständig und spielte seit 1974 an bedeutenden Häusern in Hamburg, Berlin, München und Wien bald selbst große Klassiker-Rollen.

Auftritte in Krimiserien wie „Derrick“, „Ein Fall für zwei“ und „Der Alte“ machten Quadflieg einem Millionenpublikum bekannt. Für einen Skandal sorgte die „Tatort“-Folge „Reifezeugnis“ (1977), in der Quadflieg als Lehrer ein Verhältnis mit der jungen Nastassja Kinski hat. „Die Szene, die so viele damals empörend fanden, war aus heutiger Sicht eher lächerlich: Da huschte Nastassja Kinski für Sekunden oben ohne durchs Bild“, erinnert sich der Schauspieler. Für ihn war vor allem die Zusammenarbeit mit dem damaligen „Tatort“-Regisseur Wolfgang Petersen ein Höhepunkt seines Berufslebens.

Große Popularität errang Quadflieg mit der Titelrolle in der erfolgreichen ZDF-Fernsehserie „Der Landarzt“ (ab 1986). In 40 Folgen praktizierte er als Dr. Karsten Mattiesen in einem kleinen schleswig-holsteinischen Dorf und kümmerte sich nicht nur um die gesundheitlichen Probleme der Menschen. Nach dem Studium der ersten 13 Drehbücher hatte ihn seine Ehefrau, die Schauspielerin Renate Reger, mit der er seit 1974 verheiratet ist, mit den Worten „Mach es!“ ermutigt. Viel Kritikerlob bekam Quadflieg auch für seine Auftritte in literarischen Mehrteilern, den Dreiteiler „Vater wider Willen“ (1995) und die RTL-Serie „Anwalt Martin Berg“.

Den Abschied von der Serienwelt hat Quadflieg bereits 2001 genommen. Seit Jahren tourt er dafür mit seinen Dichterlesungen mit Texten von Schiller, Heine oder Kästner quer durch Deutschland. „Manche kommen, weil sie „den Typen aus dem Fernsehen“ mal live erleben wollen. Und wenn die dann mit einem Gedicht von Brecht oder Enzensberger nach Hause gehen und vielleicht sogar neugierig darauf werden, dann ist mir das sehr recht“, sagt der Schauspieler.

 
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