Clueso verreist und kommt auch wieder heim
Ein Album über das Unterwegssein und das Heimkommen – längst so etwas wie ein eigenes Genre nicht nur im Bereich Singer/Songwriter. Nun legt auch Clueso (38) eins vor – am Freitag erscheint „Handgepäck I“. Es ist schön geworden. In mehrfacher Hinsicht. Meist schafft die akustische Gitarre den Klangraum in wohligem Dur für die 18 älteren, bislang unveröffentlichten Songs, zur Abwechslung mal ein „Zwischenstopp“ als Blues im New-Orleans-Stil. Das wirkt alles unverbraucht und abgeklärt zugleich – das Innenhalten eines Mannes, der einiges erfahren hat und dennoch keine Lust hat so zu tun, als wisse er schon alles: „Damals konnte ich zu jeder Crew etwas erzählen, und heute sehe ich die Windräder geduldig hinterm Hügel, die ganz langsam die Uhren zurückdrehn“. Und die ein oder andere Hommage an Tourgefährten Udo Lindenberg ist auch dabei.
Clueso: „Handgepäck I“, Universal, ab 24. August
Alice Cooper macht, was Alice Copper immer macht

Alice Cooper könnte tatsächlich der Künstler sein, von dem in diesem Leben niemand mehr irgendetwas Neues erwartet. Immerhin: 27 Studioalben hat das immergleiche Konzept hergegeben, nun kommt am 31. August das dritte Live-(Doppel-)Album, aufgenommen auf der „Paranormal“-Tour im Olympia in Paris. Natürlich drauf: „No More Mr. Nice Guy“, „Pain“, „Poison“, „School's Out“ und was es sonst noch alles an alten Bekannten gibt. Worauf man sich ebenfalls verlassen kann: saubere, gemäßigt harte Gitarrenarbeit und Alice Coopers raue, unverwüstliche Stimme. maw
Alice Cooper: „A Paranormal Evening at the Olympia Paris (Live)“, Earmusic
Status Quo verharren weiterhin im Status Quo

Status Quo bleiben sich nach dem Tod von Rick Parfitt treu – und bringen mit Francis Rossi zwei Live-Alben gleichzeitig heraus: die Doppel-CD „Down Down & Dirty“ vom Auftritt in Wacken 2017 (inklusive DVD) und „Down Down & Dignified at the Royal Albert Hall“, letztere mit vier akustischen Gitarren und Akkordeon. Wie immer ist der Bandname Programm: Über den Status Quo hinaus passiert nicht allzu viel, außer vielleicht die Beobachtung, dass „Paper Plane“ auch ohne Verzerrer wie „Paper Plane“ klingt. Gitarren-Boogie mit reichlich abgehangenen Songs, für die Fans natürlich Klassiker, die sie immer und immer wieder hören können. Und so sind auch diese beiden Alben: was für Fans. maw
Status Quo: „Down Down & Dirty at Wacken“, „Down Down & Dignified at the Royal Albert Hall“, Earmusic
Roger Stein singt empfindsam und ein bisschen banal

Roger Stein klingt, als haben man Konstantin Wecker mit Reinhard Mey gekreuzt. Perlendes Klavier, akustische Gitarre, Cello, ein bisschen Percussion, reinstes Dur, eine angenehme, nahe Stimme, die Fragen stellt wie „Sag mir, woran misst man Träume?“ Der „Songpoet“ Roger Stein klingt so vertraut, dass es fast gespenstisch ist. „Alles vor dem Aber“ ist auf Konstantin Weckers Label Sturm & Klang erschienen, manchmal erinnert es an Patrick Bruel, manchmal an Paolo Conte, manchmal ist es pathetisch, manchmal ein bisschen banal: „Die Welt voll Gedränge und der Himmel überblau / Doch da, wo du nicht bist, sind für mich alle Farben grau“. maw
Roger Stein: „Alles vor dem Aber“, Sturm & Klang, ab 7. September