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Würzburg
Buchtipps: Alles über Hühner und (Zeitungs-)Enten
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:46 Uhr

Wenn Männer und Frauen in das kritische Alter kommen, das gemeinhin als Midlife-Crisis bezeichnet wird, tun sie interessante Dinge: Sie kaufen sich eine Harley Davidson, tauschen Ehepartner aus, betreiben exzessiv Yoga oder werden militante Thermomix-Benutzer. Das ist alles in Ordnung. Jemand wie Isabella Rossellini hat es da viel schwerer. Wer so prominent, schön und außergewöhnlich ist, muss sich was anderes als Midlife-Crisis-Projekt einfallen lassen. Isabella Rossellini züchtet Hühner! Und sie macht auch gleich noch ein Buch darüber – mit dem schlichten Titel „Meine Hühner und ich“!

Wem sich jetzt Formulierungen aufdrängen wie „Das ist doch für die Hühner“ oder „Da kräht kein Hahn danach“, dem sei Folgendes gesagt: In diesem Buch zu blättern, macht fröhlich und ist zudem ein wichtiger Beitrag zur persönlichen Entschleunigung.

Wunderschöne Fotos von Frau Rossellini mit diversen Federvieh-Exemplaren im Arm, dazu selbst gemachte Zeichnungen von allerlei Getier sowie gut verständliche Erklärungen zu den verschiedenen Hühnerarten machen das Buch zu einem unterhaltsamen Lesegenuss. Informationen zu Evolution, Artenschutz und Artenvielfalt liefert die studierte Verhaltensforscherin auch noch mit.

Isabella Rossellini, geboren 1952 in Rom, ist die Tochter der Schauspielerin Ingrid Bergman und des Regisseurs Roberto Rossellini. Ihre bekanntesten Filme sind „Blue Velvet“ und „Wild at Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula“ von David Lynch und „Der Tod steht ihr gut“ von Robert Zemeckis.

Natürlich braucht dieses Buch kein Mensch. Aber wer es hat, wird sich immer wieder daran freuen. Es ist einfach zu schön. Und es ist von Isabella Rossellini. Übrigens: In dem Buch findet sich selbstverständlich kein einziges Hühnchen-Rezept. and
Isabella Rossellini: Meine Hühner und ich. Mit Fotografien von Patrice Casanova, 112 Seiten, Schirmer/Mosel, 24,80 Euro

Satire aus dem Leben eines Provinzjournalisten

„Sie ackern an der Basis, sind auf alles gefasst, sind Universalwerkzeuge ihrer Arbeitgeber, Multibanausen, Eier legende Wollmilchsäue, Hybridwesen wie aus einer anderen Welt.“ So beschreibt Andreas Drouve den typischen Lokaljournalisten einer deutschen Provinzstadt. Er muss es wissen, hat den Beruf selbst ausgeübt; inzwischen lebt er in Spanien und gehört zu den renommierten deutschsprachigen Autoren von Reise- und Kulturbüchern. Detailreich und leichtfüßig packt Drouve so ziemlich alle Themen an, die Journalisten einer Kreisstadt in ihrem Berufsleben so begegnen. Der Alltag in diesem Milieu wird demnach geprägt vom „Gemeinen Maskulin“, das in Form von Bürgermeistern, Vereinsvorsitzenden, Schützenkönigen und Abgeordneten auftritt.

Mit schwarzem Humor überzeichnet Drouve die Charaktere und Situationen, fällt auch manchmal auf ein Klischee herein, aber dennoch entfernt er sich doch nicht allzuweit von der Realität. Oder zumindest davon, was Realität sein könnte. Das mit sprachlicher Leichtfüßigkeit geschriebene Werk ist nicht nur an Experten gerichtet, die das Innenleben des Lokaljournalismus kennen, sondern auch an Außenstehende. Denn Drouve beschreibt, wie viele Lokaljournalisten ihre Umgebung, mit der sie sich täglich auseinanderzusetzen haben, sehen, sich aber niemals trauen würden, es so zu Papier zu bringen. Und zieht man alle ironischen Spitzen und karikierenden Attribute ab, kann man in „Den Letzten beißt der Grottenolm“ sogar eine Liebeserklärung an den Lokaljournalismus erkennen. mjs
Andreas Drouve: Den Letzten beißt der Grottenolm. Aus dem Alltag eines furchtlosen Lokaljournalisten, 269 Seiten, Schwarzkopf & Schwarzkopf, 9,99 Euro
 

 
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