Die Buchmesse ist gewachsen – wie jedes Jahr. Aber das Wachstum kommt in diesem Jahr aus dem Ausland. Aussteller und 800 Agenten, die Optionen auf Bücher besprechen und Lizenzen verhandeln, haben sich angemeldet. Der Börsenverein verkündet über seinen Geschäftsführer Alexander Skipis, man gehe „voller Tatendrang“ in die Messe.
Das geschieht vor der Kulisse eines Buchhandels, der in den ersten neun Monaten des Jahres 1,1 Prozent verloren hat. Was nicht viel erscheint und durch Preissteigerungen verdeckt wird, ist dennoch bedenklich. Denn zu Beginn des Jahres musste der Börsenverein verkünden, dass von 2013 bis 2017 rund 18 Prozent der Kunden im Publikumsmarkt verloren gingen. Konkret: 8,9 Millionen Kunden in Deutschland, die bis 2015 mindestens ein Buch pro Jahr erwarben, gaben 2016 kein Geld mehr dafür aus.
Tumulte um rechte Verlage
300 000 Besucher werden zur 70. Auflage erwartet. Die Messe soll ein großer, offener Marktplatz sein. Deshalb dürfen alle Aussteller ihre Werke anbieten. 2017 hatte die Anwesenheit des rechts stehenden Verlags Antaios Protestaktionen ausgelöst. Inhaber Götz Kubitschek bedient die rechte Szene seit Jahren mit Büchern. Im vergangenen Jahr hatte der AfD-Politiker Björn Höcke einen Auftritt am Antaios-Messestand, bei dem es zum Tumult mit Handgreiflichkeiten gekommen war. Messe-Chef Jürgen Boos hatte sich ein Megafon geschnappt, um zu deeskalieren, was ihm aber nicht gelang.
Diesmal haben sich nur zwei rechte Verlage angemeldet: Manuscriptum und Verlag der Zeitung Junge Freiheit. Für die Bücherschau ist nun ein neues Sicherheitskonzept entwickelt worden, um das Geschehen zu kontrollieren. Am Messestand der Jungen Freiheit kam es 2017 ebenfalls zu einem körperlichen Übergriff. Die Messeleitung kündigt an, diesmal werde durchgegriffen. Das heiße nicht, dass Inhalte von Verlagen einer Zensur unterzogen würden. „Wir dürfen den Zugang zu Wissen und Meinungen nicht zensieren oder verhindern“, erklärt Jürgen Boos.
Die Amadeu-Antonio-Stiftung – benannt nach einem der ersten Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Deutschland seit der Wiedervereinigung 1990 – hatte aufgerufen, „neurechte Vereinnahmungsversuche“ schon im Voraus zu stoppen. Die Neuen Rechten hätten es im Oktober vor einem Jahr geschafft, durch Provokationen auf sich aufmerksam zu machen und sich als Opfer zu inszenieren. Die Buchmesse hat zugesagt, mit der Stiftung zu kooperieren.
Das Motto heute heißt „Geschichten erzählen“. „Die Lust an Geschichten und am Erzählen hat nicht abgenommen“, zeigt sich Buchmesse-Marketingchefin Katja Böhne überzeugt. Die Geschichten werden nicht nur in Büchern gesucht, sondern auch in Blogs, als Literaturverfilmung oder Videospiel. Man brauche neue Formen, um junge Kunden anzusprechen. Deshalb wurde ein Veranstaltungsprogramm entwickelt, das stark wie nie zuvor in die Stadt hineinwirkt. Unter dem etwas sperrigen englisch-deutschen Namen „Bookfest“ soll ein breites Publikum erreicht werden. Bars, Restaurants und Hotels werden mit Literatur bespielt.
Impulse aus Nordamerkia
Die Börse für den internationalen Rechtehandel hat sich zu dieser Messe noch mal um sechs Prozent erhöht. Auf dem größten Buchmarkt der Welt wird in der Kommunikation mit den Verlagen nach neuen Themen und Inhalten gesucht. Dabei geht es neben den Büchern vor allem um unterschiedliche Internetangebote.
Viele Impulse kommen offenkundig aus Nordamerika, dem größten Buchmarkt der Welt, der wieder überdurchschnittlich präsent sein wird. Die deutsche Verlagsszene zeigt aber Zurückhaltung. Die beiden großen Buchmessen-Partys von Rowohlt und S. Fischer sparen sich die Verlage. Suhrkamp hält jedoch seinen traditionellen Kritikerempfang ab.
Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist Georgien.
Die Frankfurter Buchmesse ist von diesem Mittwoch bis Freitag für Fachbesucher geöffnet. Samstag (9–18.30) und Sonntag (9–17.30) haben auch Privatleute Zutritt.