Buch-Tipps
Paulo Coelho: Untreue (Diogenes, 320 Seiten, 19,90 Euro)
Paulo Coelho erreicht Millionen. Was der brasilianische Autor („Der Alchimist“, „Veronika beschließt zu sterben“) auch schreibt, es ist todsicher ein Erfolg. Da ist es nur konsequent, dass sein neuer Roman „Untreue“ schon mit dem Zusatz „Der neue Weltbestseller“ und einer Startauflage von 200 000 Exemplaren nach Deutschland kommt. Seine Leser wissen, was sie von Coelho erwarten können – und der inzwischen 67 Jahre alte Coelho liefert verlässlich.
„Untreue“ ist die Geschichte von Linda, „bekannte Journalistin bei einer angesehenen Tageszeitung“ in Genf, 31 Jahre alt, Frau eines reichen Mannes, Mutter von zwei Kindern, von allen geliebt und geachtet – und von heute auf morgen schrecklich unglücklich mit ihrem Leben, in dem nie irgendetwas passiert. „Tagsüber empfinde ich keine Begeisterung für mein Leben“, sagt sie. „Und nachts macht mir mein Leben Angst.“
Raus aus dem luxuriösen Trott
Um dem luxuriösen Trott zu entgehen, stürzt sich Linda in eine heftige Affäre mit ihrem alten Schulfreund Jacob, der inzwischen hochrangiger Politiker und ebenfalls verheiratet ist, im Unterschied zu ihr aber gar nicht erst behauptet, damit glücklich zu sein – was die Sache aber auch nicht einfacher macht. Dass Coelho damit den Nerv des Publikums trifft, steht außer Frage.
Linda ist quasi der Prototyp der Anfang-30-Lebenskrise und „War das alles?“-Frage, die sich wohl Millionen Menschen in diesem Alter stellen, bequem eingerichtet und doch gelangweilt in ihrem Leben, gequält von der Befürchtung, etwas verpasst zu haben, entschlossen, das zu ändern, aber blockiert von der Angst vor der eigenen Courage. N. E.