(R.G.) Zwischenfall auf dem Berlin-Brandenburger Flughafen BER. Während der feierlichen Eröffnung samt geplantem Jungfernflug nach New York platzt ein Raumschiff auf das Feld. Nach genau 7,34 Sekunden der Feierlichkeiten sind mit einem Mal alle drei Startbahnen blockiert. Der Berliner Kabarettist Horst Evers (48) betritt mit seinem Roman „Alles außer irdisch“ Neuland: die Weiten des Alls. Doch auch den interstellaren Raum füllt der Wahlberliner aus Niedersachsen mit einer kräftigen Portion Lokalkolorit.
Die Landung der Außerirdischen ist ein Fall für Goiko Schulz, 36 Jahre alt und Zeit seines Lebens eigentlich nur für seine Mutter etwas Besonderes. Denn in Begleitung einer quirligen Fahrradkurier-Fahrerin war Schulz höchst zufälliger Passagier des Flugs nach New York. Gemeinsam mit einem russischen Zeitreiseforscher wird das Trio zur letzten Hoffnung der Menschheit. Denn Goiko verfügt über äußerst außergewöhnliche Fertigkeiten, die er von einem Wesen in Gestalt einer alten Dame, das wegen illegalen Handels mit religiösen Psychosen auf der Erde festsitzt, mit Hilfe einer Tasse Tee erwarb.
Hört sich alles komplett durchgeknallt an? Ist es auch. Und es kommt noch dicker. Goiko trifft bei seiner Odyssee auf sprechende Playmobilfiguren, einen intelligenten Nylonfaden und auf künstliche Intelligenz mit dem Akzent eines Berliner Busfahrers. Ausgerechnet Goiko soll vor den intergalaktischen Verbrauchergerichtshof ziehen, um den Verkauf der Erde an die schrecklichen Schorfen in letzter Minute zu verhindern. Denn Goiko ist der einzige Mensch der Welt, der einen Internetsoforthilfedienst seit 15 Jahren zahlt, ohne ihn ein einziges Mal in Anspruch genommen zu haben. Zuvor muss aber noch 130 Jahre altes Gewürzgurkenkraut aufgetrieben werden.
Ganz nebenbei erklärt der Berliner Autor am Beispiel der Cyanen, die fremde Welten nur noch online erobern und die Erde an die Schorfen verkaufen wollen, wie die Finanzmärkte auf der Erde funktionieren und wie es zu Finanzkrisen kommen kann. Wie Bürgerkriege zwischen Planeten entstehen, schildert er plastisch am Beispiel einer Wohnungsbaugemeinschaft. Und vor allem bleibt Evers in seinem intergalaktischen Roman dem Lokalkolorit verhaftet: „Alles, was auf der Welt und im gesamten Universum stattfindet, kann man letztlich auch in Berlin finden und mit Berlin erklären.
An sich muss man Berlin gar nicht verlassen, um die ganze Welt zu verstehen und zu erklären. Oder zumindest, wenn man Brandenburg mit dazu nimmt, dann hat man auch die unendlichen Weiten dabei.“
Mit dem Berlin-Brandenburger Flughafen wählt er für den Ausgangspunkt seines furiosen Ritts durch die Ereignisse, die zuweilen an Douglas Adams' „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert, denn auch einen Ort, an dem ohnehin eigentlich nichts mehr unmöglich scheint.
Horst Evers: Alles außer irdisch (Rowohlt, 364 Seiten, 19,95 Euro)