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Blaues Pferd und gelbe Kuh
Ein Fall für zwei: Leuchtende Farben und blinde Kriegsbegeisterung – das Münchner Lenbachhaus widmet Franz Marc und August Macke eine große Ausstellung, deren Thema auch die Freundschaft der beiden ist.
KNA
 |  aktualisiert: 07.01.2016 15:23 Uhr

Die „Gelbe Kuh“ hat den Sprung über den Atlantik gewagt. Das berühmte Bild von Franz Marc (1880 bis 1916), das sonst zu den Attraktionen im Guggenheim-Museum in New York zählt, gibt ein Gastspiel im Kunstbau der Münchner Galerie Lenbachhaus. Entstanden ist das Werk 1911, in einer Zeit, als der Künstler eine intensive Freundschaft mit dem Maler August Macke (1887 bis 1914) pflegte. Beiden ist nun eine hinreißend farbenfrohe Schau gewidmet (wie bereits kurz berichtet). Zu sehen sind rund 200 Gemälde, dazu Arbeiten auf Papier, kunstgewerbliche Objekte wie Stickereien sowie private Fotografien und Dokumente.

Erinnert werden soll an den regen künstlerischen Austausch der Maler und an ihre Werke, die noch vor der Gründung des Almanachs „Der Blaue Reiter“ (1911) und des gleichnamigen Freundeskreises entstanden. Die Ausstellungsstücke geben Einblick in die künstlerische Entwicklung sowie in das persönliche Leben zwischen 1910 und 1914. Wie sehr sich die zwei beflügelten, zeigen ihre feinsinnigen Gedanken zur Anwendung und Theorie der leuchtenden Farben.

Macke besuchte Marc erstmals am 6. Januar 1910 in dessen Münchner Atelier in der Schellingstraße. Die spontane Begegnung besiegelte eine, wenn auch nur kurze, Freundschaft, die die Kunstgeschichte im 20. Jahrhundert nachhaltig prägte. Die Ausstellung präsentiert farbenfrohe Bilder von Orten, an denen die beiden Künstler zusammentrafen, etwa am Tegernsee und in Bonn. 1914 reisten die Maler nach Tunis. Macke hielt in kleinen Aquarellen die orientalischen Farben im südlichen Licht fest.

Kunstgewerbliche Arbeiten zeigen die starke Rolle der Ehefrauen der Künstler, Elisabeth Macke und Maria Marc. Wenig bekannt ist, dass die Künstler in Mackes Bonner Atelier 1912 gemeinsam das Wandbild „Paradies“ entwickelten, in dem sich Marcs frühes Interesse an fremden Kultursymbolen niederschlug. Die ausgewählten Werke verdeutlichen zudem die vielfältigen Anregungen, die sich im Werk Marcs und Mackes wiederfinden. Dazu zählen die Formensprache des Kubismus, Futurismus und die Abstraktion sowie die Spektralfarben des Fauvismus.

Während Macke fast die ganze Zeit seines Lebens in Bonn verbrachte, war Marc als einziger unter den Freunden des „Blauen Reiters“ gebürtiger Münchner. Als sie sich kennenlernten, war Macke 23, Marc 30 Jahre alt. Heute besitzt das Lenbachhaus den größten Bestand an Kunstwerken von Marc. Das berühmte „Blaue Pferd“ (1911) und der „Tiger“ (1912) kamen 1964 dazu.

Die jetzige Schau führt die künstlerisch produktivste Phase von Macke und Marc vor Augen. Bei einem Rundgang sollte sich der Besucher aber nicht zu sehr von den leuchtenden Farben blenden lassen. Die beiden jungen Künstler vertraten durchaus sehr paradoxe Ansichten. Einerseits sehnten sie sich nach dem Geistigen in der Kunst sowie nach deren Erneuerung durch leuchtende Farben und lebendige Formen.

Andererseits, wie ihr Briefwechsel belegt, verfielen sie einer großen Kriegsbegeisterung. Die Realität des Ersten Weltkriegs holte beide schnell ein. August Macke fiel am 26. September 1914, Franz Marc am 4. März 1915.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 21 Uhr. Bis 3. Mai.

 
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