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WÜRZBURG
Blauäugig nach Kalifornien und wieder zurück
HP1 Unsere blauen Augen       -  „Jeder der ein Haus baut, verliert irgendwann die Nerven.“ Von links: Alexander Darkow, Johanna Meinhard, Martin Liema, Julia Baukus.
Foto: Gabriela Knoch | „Jeder der ein Haus baut, verliert irgendwann die Nerven.“ Von links: Alexander Darkow, Johanna Meinhard, Martin Liema, Julia Baukus.
Felix Röttger
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:29 Uhr

Der heimliche Star in „Unsere blauen Augen“, dem zweiten Theaterstück der Wiener Sprachkünstlerin Teresa Dopler, das unter der Regie von Kevin Barz in der Kammer des Mainfranken Theaters Würzburg uraufgeführt wurde, sitzt unter den Zuschauern. Aus dem Off gibt Eberhard Peiker den Ängsten und dem Leid eines Quittenbaums eine prägnante, Anteilnahme auslösende Stimme. Ein reichlich Früchte tragender Baum, der Glück, Beständigkeit und Fruchtbarkeit verkörpert, ist als Videoeinblendung präsent, um dann mit energischem Fußtritt gefällt zu werden.

Die Quitte muss der Palme weichen – vertrauter Anblick für ein Flüchtlingspaar, das ebenfalls aus dem Off sein Interesse an einem Leben in Ternitz bekundet, einem tatsächlich existierenden Städtchen in Niederösterreich. Nicht gerechnet haben diese Neuankömmlinge (Carolina Heberling, Colin Hausberg) allerdings nach viel zu vielen blauen und zu trockenen Sonnentagen mit einer Brandkatastrophe...

Risse in der Bodenplatte und in der Beziehung

Im Mittelpunkt stehen die Nestbauer Lisa und Max, brillant verkörpert von Johanna Meinhard und Martin Liema. Das Paar ist der fixen Idee eines kalifornischen Landhauses mit Swimmingpool erlegen. Die sonnenbebrillten Verkäufer Nr.1 (Julia Baukus) und Nr. 2 (Alexander Darkow) haben alle Klischees vom kalifornischen „Way of Life“ aufgetischt. Es kommt, wie das nach frischem Holz duftende Bühnenbild von Karlotta Matthies mit vielen Stolperfallen vermuten lässt: Breite Risse in der Bodenplatte münden in Streitereien des Paares. Er wird arbeitslos und auch ihr fehlen als Mitarbeiterin im Supermarkt und aus dem Osten Zugewanderte die finanziellen Mittel.

Dem Traum vom ländlichen Eigenheim nach dem Motto „Trautes Heim, Glück allein“, dem schon die Urgroßeltern nacheiferten, verpasst die Autorin eine volle Breitseite. Wenn gemäß dem Marketing-Sprech auch Immobilien eine eigene Identität haben, hätte sie zur Krönung auch diesen noch Leben einhauchen sollen. Als Max im Schlussbild resignierend-leise vom Leben mit zwei Kindern in dem jetzt bewohnten kleinen Eigenheim spricht, rückt das kalifornische Blau in ganz, ganz weite Ferne.

Nächste Aufführungen am 17., 24. und 31. Oktober, 20 Uhr, mit Einführung 19.30 Uhr. Karten unter Tel. (09 31) 39 08-124

 
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