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Blassportgruppe: Das Muttersöhnchen von Jimi Hendrix
Von unserem Mitarbeiter Hans-Jürgen Grellmann
 |  aktualisiert: 22.07.2013 10:39 Uhr

In uralten grünen Fußball-Trikots und langen schwarzen Trainingshosen marschiert sie ein in den recht gut besetzten Schlosshof von Aub, die zehnköpfige Blassportgruppe aus dem Raum Mannheim. Dabei spielt sie ein Stück, das gut zu den Marching Bands passt, die in New Orleans bei Beerdigungen für Stimmung sorgen. Doch danach legen die studierten Artisten an Trompete, Posaune, Saxofon, Sousafon und Schlagwerk mit ihrem knapp zweistündigen Gang durch die neuere Unterhaltungsmusik los, als sei der Teufel hinter ihnen her.

Nun darf man sich das nicht so vorstellen, als seien sie Gast bei Florian Silbereisen oder auf dem Oktoberfest. Deshalb hört sich der selbstironische Titel „Sowieso“, der davon erzählt, warum die Band so wenig in Radio und Fernsehen präsent ist, besonders glaubhaft an. Denn die Musiker sind allesamt Virtuosen, Trompeter Christoph Moschberger zum Beispiel, der einen irren „Hummelflug“ nach Rimsky-Korssakow in schnellster Tonfolge heraussplittert, oder Posaunist Felix Fromm, der für die meisten, fast immer Jazz-lastigen Arrangements verantwortlich ist. Die verändern natürlich die Versionen etwa von den Backstreet Boys („Körperklaus“), Kate Perry („Firework“), AC/DC („Jenny“ nach „Whole Lotta Rosie“) oder Jimi Hendrix („Crosstown Traffic“) so, dass die Originale fast nicht zu erkennen sind. Das Hendrix-Stück heißt jetzt „Muttersöhnchen“, und dazu erzählt der neue Sänger Patrick Kukwa, dass auf seinem Flug von Berlin nach Frankfurt in der Reihe vor ihm Vizekanzler Philipp Rösler geschlafen habe, in der Touristen-Klasse. Ob’s wahr ist, weiß man nicht, aber es passt zu dem bisschen Schabernack, mit dem sich die Blassportgruppe schmückt. Schade, dass Kukwa, vor allem bei den schnell erzählten Liedtexten, kaum zu verstehen war. Sonderlob gibt es für den pummeligen Snare-Drummer Christian Huber und den enorm beschäftigten Jochen Welsch am riesigen weißen Sousafon. Wenn doch etwas mit einfacherer Harmonik zu tun hatte, dann höchstens bei „Solang man Träume noch leben kann“ nach dem Hit der Münchner Freiheit und beim letzten Lied, Heinz „La Le Lu“. Stehende Ovationen.

 
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